Full text: Abhandlungen über Gauss wissenschaftliche Tätigkeit auf den Gebieten der Geodäsie, Physik und Astronomie (11. Bandes, 2. Abteilung)

DIE ERKUNDUNG DER DREIECKSPUNKTE UND DIE ERFINDUNG DES HELIOTROPS. 71 
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Um dann seinen im wesentlichen fertigen Entwurf des Heliotrops zu 
verwirklichen, bedurfte er eines Mechanikers, dessen Arbeiten er fortlaufend 
überwachen konnte und fand ihn in der Person des Inspektors Rumpf in Göt 
tingen, der im Frühjahr 1821 die Arbeit begann 1 ). Das weitere Nachdenken 
über diesen Gegenstand führte ihn auf eine zweite ganz verschiedene Einrich 
tung des Instruments, an deren Herstellung Rumpf sogleich nach Vollendung 
eines Apparates der ersten Art ging. An diese zweite Konstruktion denkt 
man gewöhnlich, wenn man vom GAUssschen Heliotrop spricht 1 2 ). (Siehe An 
hang.) 
Noch vor der Vollendung kam Gauss auf einen dritten Gedanken, in aller 
dings unvollkommnerer Weise, aber mit wesentlicher Kostenersparnis einen 
Ersatz, einen Vizeheliotrop, wie er ihn nannte, zu schaffen, indem er einen 
Spiegelsextanten dazu einrichtete. Diese Vorrichtung war fast über seine Er 
wartung auf 2 Meilen Entfernung brauchbar und machte den beabsichtigten 
Signalbau in Lichtenberg entbehrlich. Die zur Reflexion benützten Spiegel 
waren 2 Zoll in Breite und 1 7* Zoll in Höhe (5,5 mal 4 cm), bei dem Helio 
trop zweiter Konstruktion, »der eigentlich ein vom ersten ganz verschiedenes 
Instrument ist«, (G.-G. 21.2. 22) konnten grössere Spiegel angebracht werden 
(Spiegelgrösse 6 1 /* Quadratzoll). 
Bei den ersten Versuchen mit dem Heliotropen zwischen der Sternwarte 
und dem Hohehagen (15 km) gab selbst das Licht einer beleuchteten Wolke 
den schönsten Zielpunkt 3 ). Zwischen Hils und dem Meridianzeichen der Stern 
warte (etwa 40 km Entfernung) war das Licht mit blossem Auge zu sehen. 
Encke, seit Januar 1820 Vizedirektor der Seeberger Sternwarte 4 ), kam nun 
auf Gauss Einladung im Sommer nach Göttingen, um sich mit dem Vize 
heliotrop einzuüben. Während Gauss sich mit dem eigentlichen Heliotropen 
auf dem Hohehagen aufstellte, begab sich Encke nach dem 85 km davon ent 
fernten Inselsberge. Die Beobachtungen und Versuche, die vom 19. bis 29. 
Juli dauerten, hatten den allerwünschenswertesten Erfolg und die gemessenen 
1) Philipp Rumpf wurde 1819 als Mechanikus bei der Sternwarte angestellt. 
2) Göttinger gelehrte Anzeigen 9. August 1821 (Werke IX, S. 462). 
3) Im November 1821 machte Gauss auch einen geglückten Versuch mit Mondlicht (G.-Sch. Nr. 130, 
Werke IX, S. 70). Über die ersten Versuche berichtete Gauss an Olbers (G.-O. Nr. 422, Werke IX, S. 467). 
4) C. Bruhns, Johann Franz Encke. Leipzig 1 869, S. 94.
	        
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