78 A. GALLE, ÜBER DIE GEODÄTISCHEN ARBEITEN VON GAUSS.
auf dem Wilsederberg gesetzten Signalbaum sah er mitten im Spalt, als er
nachher selbst nach Falkenberg kam. Am 18. Juli kam er nach Garssen,
wo die Beobachtungen durch das weisse Zelt in Scharnhorst 1 ), das ihm seine
Südseite zukehrte und dadurch das Heliotroplicht sehr schwächte, einen ganzen
Tag lang unbrauchbar gemacht wurden. Ehe er Garssen verliess, musste die
Verbindung mit Hauseiberg ernstlich bedacht werden. Die Richtung ging
durch dichtes Holz, zum Teil Buchen und Eichen, und ein Durchhau hätte ge
wiss mehrere tausend Taler gekostet und dazu war es nicht einmal wahrschein
lich, dass er zum Ziel führen würde, weil das Land dazwischen vermutlich zu
hoch oder vielmehr nicht tief genug gewesen wäre. Denn der Hauseiberg ist
kein eigentlicher Berg, sondern nur ein etwas hohes Plateau und wenn auch
alles, was zwischen diesem Punkt und Garssen ist, weniger hoch liegt als
diese beiden Punkte, so ist doch in diesen flachen Gegenden die Krümmung
der Erde schon ein Hindernis der Verbindung. Es war daher unerlässlich,
noch einen Zwischenpunkt zu finden. Nach langem Suchen und als schon fast
alle Hoffnung aufgegeben war, fand sich der Punkt bei Scharnhorst, der etwa
40 Fuss höher liegt als Garssen, und von wo der Falkenberg unmittelbar zu
sehen war, während Garssen vermittels ein Paar Durchhaue sichtbar gemacht
werden konnte; auch war nun wegen der grösseren Nähe und Höhe mehr
Hoffnung vorhanden, dass die Richtung Hauselberg-Scharnhorst vermittels eines
Durchhaues geöffnet werden könnte (durch das Haassel, das wie eine Mauer
auf der Nordseite jede Aussicht abschneidet). Nachdem Gauss nun noch in
Garssen die Richtung nach Scharnhorst festgelegt hatte, ging er am 4. August
nach Falkenberg ab, und wohnte in Bergen. Die Menge der hier zu
machenden Messungen, das im Ganzen nicht sehr günstige Wetter und die
Notwendigkeit, ehe er Falkenberg verliess, noch die weitere Fortsetzung
nach Nordosten zu sichern, machte, dass er hier fünf Wochen zubringen
musste a ). Bei der Ungewissheit, ob Hauselberg-Scharnhorst sich durch einen 1 2
1) G.-G. 5. 9. 1823. Werke IX, S. 389.
2) Der Aufenthalt zog sich auch länger hin, weil Gauss alle Hauptwinkel gern wenigstens an
zwei verschiedenen Tagen mass. Die Stimmung, in der er sich befand, spiegelt sich in dem Briefe vom
23. August 1822 an Schumacher wieder, an den er schreibt: »Noch ist gar kein Definitivplan zu machen,
wovon gewiss wäre, dass die dabei vorkommenden Schwierigkeiten sich überwinden lassen, wenigstens
kein solcher, zu welchem ich mich jetzt schon entschliessen könnte. Möchte doch das ganze Geschäft erst
zu Ende sein!« (G.-Sch. Nr. 151).