1. Ans dem Briefwechsel zwischen Gauss nnd Hansen.
Hansen an Gauss.
Seeberg, 27. November 1825.
Ew. Hochwohlgeboren
wollen gütigst entschuldigen, dass ich so frei bin, Sie mit diesen Zeilen zu
beschweren.
Vor 14 Tagen bekam ich von Hrn. Prof. Schumacher das 3te Heft der
Astronomischen] Abhandlungen], worin Ihre letzte Preisabhandlung [*)] abge
druckt ist. Ich hatte wohl früher das Manuscript in Händen gehabt, aber
mir fehlte es an gehöriger Zeit, um es mit Aufmerksamkeit durchzugehen;
daher liess ich dies jetzt mein angelegentlichstes Werk sein. Mit der Ihnen
so eigenen Gründlichkeit und Klarheit, sehe ich, haben Sie auch diese Materie
bearbeitet, und dadurch ein um so mehr erwünschtes Licht in diesem Zweige
der Mathematik verbreitet, da bisher das darüber Bekannte in einem bunten
Chaos durcheinander lag. Grösstentheils haben die Autoren der bisherigen
Projectionsarten willkürlich eine Bedingung, zu mehr oder minderm Nach
theile der übrigen, zu erfüllen gesucht, ohne dabei zu zeigen, in wie ferne
diese mit der Aufgabe in wesentlicher Verbindung stände. Ein wesentliches
Erforderniss für die Darstellung irgend einer Fläche auf einer anderen, scheint
mir zu sein: dass die Ähnlichkeit in den kleinsten Theilen existirt; ohne
dieses würde man immer weniger auf die Ähnlichkeit irgend eines endlichen
Theils rechnen können, und ich wäre geneigt nur eine solche Darstellung
[*) Allgemeine Auflösung der Aufgabe, die Theile einer gegebnen Fläche auf einer andern gegebnen
so abmbilden, dass die Abbildung dem abgebildeten in den kleinsten Theilen ähnlich wird, Altona 1 82 5,
Werke IV, S. 189—216.]