116
VARIA.
[2-]
Gauss an Benzenberg. Göttingen, 27. Oktober 1830.
Hochznehrender Herr Doctor.
Ich war eben im Begriffe, Sie an die Zurücksendung des Journal de phy-
sique zu erinnern, um welches ich, da ich es nur auf einige Wochen geborgt
hatte, bereits gemahnt war, als ich das Paket erhielt
Den zweiten Band des J[ournal] d[e] ph[ysique] hatte ich nicht mitge
schickt, um das Paket nicht unnützerweise zu vergrössern, da ich vermuthete,
dass nur der erste, die Thatsachen enthaltende Theil besonderes Interesse für
Sie haben könne. Da Sie jedoch so grossen Werth darauf zu legen scheinen,
so habe ich es Ihnen nicht abschlagen wollen, Ihnen jetzt auch diesen Theil
zuzufertigen, muss Sie aber dringend ersuchen, ihn baldmöglichst wieder zu
rückzusenden.
Übrigens darf ich Ihnen nicht verschweigen, dass ich bei genauerer Prüfung
Ihrer Schrift Ihre Berechnung der Barometerhöhen in Daltons Hypothese un
richtig befunden habe, und dass diese Hypothese, von welcher Sie den H[errn]
Dr. Gebers mit Unrecht für einen Anhänger halten, weit entfernt, die baro
metrische Höhe des Monte Gregorio der von d’Aubuisson gemessenen trigono
metrischen näher zu bringen, sie sogar noch etwas weiter davon entfernt. Bei
mässigen Höhen ist der Unterschied in Daltons Hypothese von der gewöhn
lichen Rechnung ganz unmerklich und würde bei einer Höhe von 400 Fuss
nicht —0,9 Fuss, sondern +0,01 Fuss betragen. Sie brauchen sichs also in
dieser Rücksicht nicht gereuen zu lassen, Ihr Project mit dem Michaelisthurm
aufgegeben zu haben.
Ich bin so sehr mit Arbeiten überhäuft, dass ich mich auf diese Anzeige
jetzt einschränken muss, zumahl da ich nicht weiss, ob Ihnen die umständ
lichere Auseinandersetzung angenehm sein würde. Sollten Sie jedoch solche
wünschen, und mir Ihren Wunsch bei Zurücksendung des Journal de physique
zu erkennen geben, so bin ich dazu erbötig, sobald ich Zeit gewinnen kann,
und zweifle nicht, Ihnen den Irrthum vollkommen evident zu machen.