162
VARIA.
gestellt. Jedoch habe ich hiebei das mir Eigenthümliche immer ausführlicher
behandelt und das schon bekannte nur in so fern es zur Vollständigkeit des
Ganzen nothwendig war, berührt.
Auf diese Weise zerfällt dieses Werk von selbst in zwei Abtheilungen.
Die erste ist dazu bestimmt, alle die interessantesten und brauchbarsten Re
lationen zwischen den verschiedenen Grössen zu untersuchen, die auf die Be
wegung der Himmelskörper um die Sonne nach [den] KEPLERschen Gesetzen
Bezug haben. Diese Untersuchungen geben unter andern auch zu mehrern
eigenthümlichen Verfahrungsarten Anlass, die geocentrischen Erscheinungen aus
den Elementen abzuleiten. Diese Erscheinungen sind das Resultat einer künst
lich verwickelten Combination der Elemente, und man muss sich daher erst
eine vertraute Bekanntschaft mit allen einzelnen Verflechtungen in diesem
Gewebe erwerben, ehe man die einzelnen Fäden wiederum zu entwirren, und
das Ganze in seine ursprünglichen Bestandtheile glücklich zu zerlegen hoffen
darf. In der zweiten Abtheilung wird es dann um so leichter, dieses um
gekehrte Problem aufzulösen, nemlich die Elemente aus den Erscheinungen
abzuleiten, da der grösste Theil der hiezu erforderlichen einzelnen Operationen
bereits aus dem ersten Theile bekannt ist, und es nur hauptsächlich darauf
ankommt, sie zu sammeln, zu ordnen und zu einem Ganzen zu verbinden.
Ich habe die meisten Aufgaben mit Beispielen begleitet, und zwar, wo
es geschehen konnte, mit solchen, die von wirklichen Fällen hergenommen
sind. Dies wird hoffentlich dazu dienen, die praktische Brauchbarkeit der
Auflösungen zu bewähren und anschaulicher zu machen, und durch die ver-
grösserte Leichtigkeit, womit auch weniger geübte sich mit dem Ganzen
werden vertraut machen können, die Zahl der Freunde dieser Berechnungen
zu vermehren, die einen der vornehmsten und schönsten Theile der theorischen
Astronomie ausmachen.
BEMERKUNGEN.
Im Herbst 1806 begann Gauss mit der Ausarbeitung seiner »Theorie der Bewegung der Himmels
körper nach den Keplerschen Gesetzen« und etwa im April 180 7 war das Werk in deutscher Sprache
vollendet (vgl. die Briefe an Olbers vom 29. September 1806 und vom 28. April 1807); einen Verleger für
das Werk hatte er noch nicht. Olbers wandte sich in dieser Sache an den Buchhändler Perthes in
Hamburg, der erst ablehnte, dann aber sich zur Herausgabe des Werkes in lateinischer Sprache bereit
erklärte (vgl, die Briefe von Olbers an Gauss vom 21./22. April und vom 6./7. Mai 18 07). Gauss wurde