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Thermochemie.
muss sich eine entsprechende Verschiebung des Gleich
gewichtszustandes ergeben. Diese Schlüsse sind von
A. Noyes (§ 180) noch weiter verfolgt und durchgehend
bestätigt worden.
Der allgemeinere Fall, dass die eine Phase nur zwei,
die andere alle drei Bestandtheile enthält, sowie der all
gemeinste Fall, dass beide Phasen alle drei Bestandtheile
enthalten, ist ausführlich von Nernst (240) behandelt
worden, sowohl für zwei flüssige als auch für eine flüssige
und eine feste Phase (Mischkrystalle isomorpher Körper.)
Immer kann man die Gleichgewichtsbedingungen dadurch
erhalten, dass man für jede einzelne Reaction, welche
zwischen den verschiedenen (nichtdissociirten und disso-
ciirten) Molekülarten möglich ist, die entsprechenden
Umwandlungszahlen v in die allgemeine Gleichgewichts
bedingung (§ 175) einführt. Tritt noch eine dritte Phase
hinzu, so sind nach der GiBBS’schen Regel alle Phasen
allein durch Temperatur und Druck bestimmt, unabhängig
von den angewandten Mengen der Bestandtheile.
184. Vier und mehr unabhängige Bestand
theile. Der allgemeine Fall des chemischen Gleichge
wichts beliebiger Stoffe in einer verdünnten Lösung ist
von Arrhenius (241) wesentlich nach der Gleichung (I)
behandelt und nach vielen einzelnen Richtungen verificirt
worden. Es ergiebt sich daraus u. A., dass in der Lösung
jede überhaupt mögliche Molekülgattung immer auch in
endlicher Menge vorhanden ist. Beim Hinzutritt anderer
Phasen gilt dasselbe, so dass streng genommen in jedem
System beliebiger Bestandtheile jede Phase als aus sämmt-
lichen Bestandteilen zusammengesetzt anzusehen ist. So
z. B. enthält ein fester aus einer Lösung ausgefallener
Stoff (Salz) auch einige Moleküle des Lösungsmittels bei
gemischt u. s. w. Für manche theoretische Betrachtung
ist diese Auffassung von Nutzen.