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Thermochemie.
Voraussetzung liegt aber gerade der Kern des zweiten
Hauptsatzes, sie bildet das unentbehrliche Bindeglied in
der Kette aller aus ihm hergelciteter Schlüsse. Jeder
sogenannte Beweis eines dieser Sätze (so z. B. der be
kannten Formel für die Verdampfungswärme), der ihrer
nicht bedarf, ist trügerisch und gänzlich werthlos. Um
dies einzusehen, braucht man nur einen derartigen Satz
nach seinem thatsächlichen Inhalt genau zu analysiren.
Weitere Beispiele von Processen, die nicht vollständig
rückgängig zu machen sind, liefert das Gefrieren unter
kühlten Wassers, die Condensation übersättigten Dampfes,
jeder explosive Vorgang, überhaupt jeder Uebergang eines
Systems in einen stabileren Gleichgewichtszustand. Kein
chemischer Process, der sich in endlicher Zeit abspielt,
lässt sich vollständig rückgängig machen; man kann
allerdings die Substanzen, die sich chemisch vereinigt
haben, oft wieder trennen und in den alten Anfangs
zustand zurückbringen, aber das geschieht immer nur
durch anderweitige bleibende Veränderungen, z. B. solche
der angewandten Reagenzmittel.
Ein solcher Process, der nicht vollständig rückgängig
gemacht werden kann, heisst »irreversibel«, alle übrigen
Processe, zu denen offenbar auch die direkt umkehrbaren,
sowie alle rein mechanischen Processe gehören, »rever
sibel«, und der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie be
ruht darauf, dass es irreversible Processe giebt.
Der Beweis hierfür lässt sich nicht a priori führen,
wohl aber lässt sich nachweisen, dass, wenn ein einziger
der oben beispielsweise genannten Processe reversibel
wäre — womit nicht gesagt ist, dass er desshalb direkt
umkehrbar sein müsste — es nothwendig auch alle
übrigen sein würden. Denn sobald es z. B. gelingt, die
Ausdehnung ohne äussere Arbeitsleistung oder die Wärme
leitung, in einem einzigen Falle, durch irgend ein physi
kalisches oder chemisches Mittel, vollständig rückgängig
zu machen, ist nicht nur das wiederholt berührte Problem