Allgemeine Thatsachen und Definitionen.
33
mometrischer Substanzen stimmen, ausser bei 0° und bei
100?, im Allgemeinen niemals überein, weshalb in der
obigen Definition der Temperatur noch eine grosse Will
kür herrscht. Dieselbe kann bis zu einem gewissen Grade
beseitigt werden durch die Benutzung der Erfahrung, dass
die Gase, besonders die schwer condensirbaren, wie Wasser
stoff, Luft, Sauerstoff, Stickstoff, als thermometrische Sub
stanzen innerhalb eines beträchtlichen Temperaturbereichs
ganz übereinstimmende Temperaturangaben liefern. Da
nun die genannten Gase auch in dem Verhalten ihres
Volumens gegen Druckänderungen ein sehr einfaches Ge
setz befolgen, so ist der Schluss gestattet, dass diese
Regelmässigkeit auf einer besonders einfachen Constitu
tion dieser Körper beruht, und dass es daher am ratio
nellsten ist, die von diesen, den sogen, vollkommenen
Gasen angegebene gemeinschaftliche Temperatur als Nor
maltemperatur zu definiren. Es müssen also die An
gaben aller anderen Thermometer auf das Gasthermo
meter reducirt werden.
6. Für Wärmegrade, bei denen die Angaben der ver
schiedenen Gasthermometer nicht übereinstimmen, bleibt
die Willkür in der Definition der Temperatur bestehen,
da kein Grund vorliegt, ein bestimmtes Gas vor den
andern zu bevorzugen. Eine vollkommen exakte Defini
tion der Temperatur für alle Wärme- und Kältegrade wird
erst möglich auf Grund des zweiten Hauptsatzes der
Wärmetheorie (s. unten § 148). Bis dahin wird daher
nur von solchen Temperaturen die Rede sein, welche
durch das Gasthermometer mit hinreichender Schärfe
definirt sind.
7. Aus der Definition der Temperatur folgt, dass das
Volumen V eines vollkommenen Gases bei constantem
Druck proportional mit der Temperatur t zunimmt. Da
ferner das Volumen bei constanter Temperatur nach dem
BovLE’schen Gesetz umgekehrt proportional dem Druck
Planck, Thermochemie. -3