Full text: Grundriß der allgemeinen Thermochemie

Allgemeine Thatsachen und Definitionen. 
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Sind aber die Abweichungen von den Gesetzen voll 
kommener Gase unbedeutend, so schiebt man sie ge 
wöhnlich auf physikalische Ursachen. Eine principielle 
Entscheidung dieser Frage und damit eine Vervollstän 
digung der Definition des Molekulargewichts für alle 
variablen Dampfdichten lässt sich zur Zeit noch nicht 
durchführen; so könnte man die Zunahme der specifi- 
schen Dichte, welche viele Dämpfe in der Nähe ihres 
Condensationspunktes zeigen, neben physikalischen auc h 
chemischen Gründen zuschreiben, nämlich der Bildung 
einzelner Doppelmoleküle oder überhaupt vielfacher Mole 
küle. In der That bestehen hier noch öfters Meinungs 
verschiedenheiten, wie z. B. beim Molekulargewicht des 
Schwefeldampfes unterhalb 800°, das gewöhlich zuS 6 = 192, 
aber auch zu S 2 = 64 angenommen wird (41). Im All 
gemeinen wird man in zweifelhaften Fällen am sichersten 
gehen, die Frage einstweilen noch offen zu lassen, und 
sowohl physikalische als auch chemische Veränderungen 
als Ursache der Abweichungen von den Gasgesetzen anzu 
nehmen. Nur soviel lässt sich mit Sicherheit behaupten, 
dass bei geringen Dichten die chemischen Einflüsse vor 
den physikalischen immer mehr hervortreten werden. 
Denn nach allen Erfahrungen nähern sich alle Dämpfe 
mit abnehmender Dichte dem vollkommenen Gaszustande 
(§ 14). 
22. Für den flüssigen, sowie auch für den festen 
Aggregatzustand existirt noch keine Definition des Mole 
kulargewichts von der Vollständigkeit wie die Avogad- 
Ro’sche für den Gaszustand: Man setzt der Einfachheit 
halber gewöhnlich das flüssige und das feste Molekül 
gleich dem gasförmigen, oder, falls der Stoff im gasförmi 
gen Zustand nicht bekannt ist, gleich der einfachsten 
Form des Aequivalentgewichts, ohne dass sich dafür ein 
weiterer rationeller Grund angeben Hesse. 
23. Nur für einen bestimmten Fall ist in neuerer Zeit 
in Folge der Entdeckungen von Raoult und van’t Hoff
	        
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