Erste Vorlesung.
Einleitung. — Wärme als Bewegung. — Annahme, dass die Materie stetig den
Raum erfüllt. — Reine Wärmelehre. — Temperatur. — Wärmemenge. Speci-
fische Wärme. — Leitung der Wärme. — Richtung und Intensität des Wärme
stroms. — Leitungsfähigkeit, innere und äussere. — Grundgleichung für die
Wärmeleitung.
§ 1.
Es ist die Aufgabe der Physik, gewisse Klassen von Erschei
nungen, die sogenannten physikalischen Erscheinungen, zu erforschen,
übersichtlich zu ordnen und so einfach wie möglich darzustellen.
Von allen physikalischen Erscheinungen sind die einfachsten, d. h.
diejenigen, die dem Yerständniss am nächsten liegen, die Bewegungs-
Erscheinungen, welche den Gegenstand der Mechanik ausmachen. Die
wenigsten Grundanschauungen kommen hier vor, nämlich nur die
des Raumes, der Zeit und der Materie. Manche andere Begriffe
treten freilich neben diesen noch auf, wie die der Geschwindigkeit,
Beschleunigung, Kraft, Arbeit und andere. Das sind aber nicht
Grundbegriffe, sondern sie sind aus jenen mit mathematischer Schärfe
ableitbar. Sie sind eingeführt, weil mit ihrer Hilfe die Gesetze der
Bewegungen sich leichter aussprechen lassen. In allen anderen Ge
bieten der Physik kommen neue, wesentlich verschiedene Begriffe
hinzu, so z. B. in der Optik die der Lichtstärke, der Farbe, des
Polarisationszustandes. Ist freilich die Hypothese, die der ündulations-
theorie des Lichtes zu Grunde liegt, richtig, so sind diese Begriffe
auf die der Mechanik zurückzuführen; es besteht dann das Licht in
Schwingungen, deren lebendige Kraft die Lichtstärke, deren Dauer
die Farbe und deren Richtung den Polarisationszustand bedingt.
Diese Hypothese ist so einfach und die Folgerungen, die mit Strenge
aus ihr gezogen werden können, sind in so guter, wenn auch nicht
vollständiger üebereinstimmung mit der Erfahrung, dass dieselbe
sehr geeignet ist, als Ausgangspunkt bei der Darstellung der optischen
Erscheinungen zu dienen.
Mau hat die Hypothese aufgestellt, dass alle physikalischen Er
scheinungen, also auch die durch die Wärme bedingten, die in diesen
Kirchhoff, Theorie der Wärme. 1