Full text: Vorlesungen über die Theorie der Wärme (4. Band)

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Erste Vorlesung. 
Vorlesungen uns beschäftigen sollen, auf Bewegungen beruhen, dass 
die ganze Physik also auf Mechanik zurückzuführen sei. Wäre das 
gelungen, so wäre in Bezug auf die Einfachheit der Darstellung das 
denkbar Höchste geleistet; die genannte Zurückführung ist daher ein 
Ziel, das im vollsten Masse werth ist, erstrebt zu werden. Die Frage, 
ob es kein eingebildetes ist, ob wirklich alle physikalischen Erschei 
nungen auf Bewegungen beruhen, ist gleichbedeutend mit der Frage, 
ob die kleinsten Theilchen der Materie keine andere Veränderungen 
erleiden, als Ortsveränderungen. Nach dem unmittelbaren Zeugniss 
unserer Sinne müssen wir freilich diese Frage entschieden verneinen; 
die Aenderungen des Aggregatzustandes, der chemischen Beschaffen 
heit, der Temperatur, des elektrischen Zustandes und anderer Eigen 
schaften scheinen uns nicht Bewegungen zu sein. Aber das unmittel 
bare Zeugniss unserer Sinne ist nicht entscheidend. Es nehmen diese, 
auch wenn sie bewaffnet sind mit allen Hilfsmitteln, die die Kunst 
geschaffen hat, nicht Räume wahr, deren Dimensionen unterhalb ge 
wisser Grenzen liegen, und erkennen nicht, was in einem solchen 
Raume vorgeht; sie fassen nur gewisse Mittel von den Ereignissen 
auf, die in sehr vielen so kleinen Räumen stattfinden, und erhalten 
denselben Eindruck, wie wenn die Materie stetig den Raum erfüllt 
und die Bewegung stetig im Raum sich ändert; nur an Flächen, 
nämlich au den Grenzflächen sich berührender Körper, können sie 
plötzliche Aenderungen der Beschaffenheit und der Bewegung der 
Materie erkennen. Wenn in Räumen, die durch ihre Kleinheit sich 
der Wahrnehmung entziehen, Verschiedenheiten in Bezug auf diese 
bestehen, wenn etwa die kleinsten Theile der Materie durch Zwischen 
räume getrennt sind, so können wir das nicht sehen, und Aende 
rungen, die in diesen Entfernungen eintreten, als solche nicht er 
kennen. Es ist möglich, dass die Aenderungen der Temperatur, des 
Aggregatzustandes u. s. f. in solchen relativen Bewegungen bestehen. 
Das ist in der That die Ansicht, die man zu Grunde legt, wenn man 
behauptet, dass die sämmtlichen physikalischen Erscheinungen auf 
Bewegung beruhen. 
§ 2. 
Sie könnten erwarten, dass ich damit beginne, die genannte 
Hypothese in Bezug auf die Wärmeerscheinungen zu präcisiren, dann 
Folgerungen aus ihr ziehe und diese Folgerungen mit den beobach 
teten Thatsachen zusammenstelle. Es kann gegenwärtig ein solcher 
Weg aber noch nicht eingeschlagen werden, da die Vorstellung, die 
man sich bis jetzt von der Wärmebewegung hat bilden können, noch 
zu unklar ist und noch nicht in genügender Weise der Rechnung 
unterworfen werden kann. Noch am meisten ausgebildet ist diese 
Vorstellung für die Gase. Man nimmt an, dass hier die Moleküle
	        
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