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Sechste Vorlesung.
dieser Gleichungen aus Versuchen*) zu ermitteln gesucht, bei denen
die Temperaturänderuug gemessen wurde, die eine Gasmasse erfuhr,
wenn sie plötzlich zusammengedrückt oder ausgedehnt wurde. Solche
Versuche sind schwierig, weil sie so angeordnet sein müssen, dass
die Wärmemenge zu vernachlässigen ist, die die Luftmasse während
der Dichtigkeitsänderung an die Gefässwände abgiebt oder von ihnen
aufnimmt. Mit Anwendung aller möglichen Vorsichtsmassregeln fand
Röntgen für trockene atmosphärische Luft y = 1,405.
§ io.
Ein indirecter Weg zur Bestimmung von y, der manche Vor
theile bietet, beruht darauf, dass die Schallgesclnvindigkeit in einem
Gase von dem Werthe von y abhängig ist.
Ist g die Dichtigkeit, p der Druck in einem Gase, so ist, wie
in der Hydrodynamik gelehrt wird,**) das Quadrat der Fortpflanzungs
geschwindigkeit einer unendlich kleinen Bewegung
, dp
co 2 = •
d ft
Beim Schalle wechseln die verschiedenen Dichtigkeiten so schnell,
dass die Wärme, die durch Verdichtung erregt oder durch Ver
dünnung verbraucht ist, nicht merklich an die Umgebung abgegeben
oder von ihr ersetzt wird; es ist also die Beziehung zwischen p und
g als die adiabatische anzunehmen. Da
so ist also
also
oder
log p — y log g = const,
d a
= y
yvp.
(Bei sehr langsamen Schwingungen würde r=const, d.h. --
also
• const,
sein.)
Ist co die Geschwindigkeit des Schalles, so ist also
Oj2 = y PIT,
Nach Moll und van Beck***) ist für trockene atmosphärische Luft
*) Unter Anderen Röntgen, Pogg. Ann. 141, p. 552, 1870 und 148, p. 580.
1873.
**) Kirchhoff, Mechanik, 23. Vorlesung, § 1.
***) Schröder van der Kolk, Pogg. Ann. 124. p. 453. 1865.