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Zykloide.
beiden Seiten hin in das Unendliche fortgeht und somit
keine Grenzpunkte hat) auch in diesem Punkte zwei
Bogenstücke Zusammentreffen, und zwar in der Art, daß
sie, weil beide senkrecht auf der Grundlinie stehen, hier
miteinander eine Spitze bilden, und zwar eine solche, w r o
beide nur eine und dieselbe Richtung haben, oder (wie
man schon minder richtig sagt) mit ihren Richtungen hier
den Winkel Null einschließen.
Allein man kann durch Rechnung überzeugt sein, daß
sich dies alles in der Tat so verhalte, und doch nicht be
greifen, wie es so komme, ja auch nur möglich sei. Um
auch dies einleuchtend zu machen, wodurch das Para
doxon erst gelöst wird, müssen wir zuvor begreifen, warum
die Richtung, in welcher die gemeine Zykloide über ihre
Grundlinie emporsteigt, eine senkrechte sei.
Aus der Art, wie die gemeine Zykloide konstruiert
werden kann, nämlich, daß man aus jedem Punkte o der
Basis einen diese berührenden Kreisbogen mit dem Halb
messer des erzeugenden Kreises beschreibt und, von dem
selben ein Stück om von gleicher Länge mit der Entfer
nung des Punktes o vom Anfangspunkte a abschneidend,
m als einen Punkt der Zykloide betrachtet — ergibt sich
sofort, daß der Winkel mao einem rechten immer näher
tritt, je näher man mit dem Punkte o zu a rückt, indem
der Winkel moa, dessen Maß der halbe Bogen om ist,
immer kleiner und das Verhältnis der beiden Seiten oa
und om im Dreiecke moa sich
immer mehr dem Verhältnisse
der Gleichheit nähert; daher
die Winkel an der dritten
Seite am sich immer weniger
vom rechten unterscheiden.
Die wirkliche Berechnung
zeigt dies ganz deutlich. Hier
aus folgt aber noch überdies,
(X
daß der Zykloidalbogen am ganz auf derselben Seite der
Chorde am, namentlich zwischen ihr und dem aus a er-