Full text: Paradoxien des Unendlichen

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Einfache Substanzen. 
werden. Sie nämlich rühmen sich, nur Wahrheiten auf 
zustellen, welche Erfahrung sie lehrt; Erfahrung aber 
weise gar keinen Unterschied nach zwischen den kleinsten 
Teilen der Körper, besonders von einerlei Art, z. B. zwischen 
den kleinsten Teilen bei einem Golde, daß wir aus dieser 
oder aus jener Mine gewonnen haben; Erfahrung lehre 
ferner wohl allerdings, daß jeder Körper zusammengesetzt 
sei, Atome aber, die durchaus einfach und sonach auch 
ohne alle Ausdehnung wären, habe noch niemand wahr 
genommen; Erfahrung zeige endlich, daß die verschiedenen 
Stoffe, z. B. Sauerstoff, Wasserstoff usw., bald diese, bald 
jene Verbindungen untereinander eingehen und hiernächst 
bald diese, bald jene Wirkungen äußern — daß aber sie 
selbst in ihrem Inneren dadurch verändert würden und 
daß z. B. der Sauerstoff nach und nach zu einem anderen 
Stoff sich umwandle, das werde bloß erdichtet. 
i. Meines Erachtens ist es ein Irrtum, daß die Erfah 
rung lehre, was hier behauptet wird. Erfahrung, bloße, 
unmittelbare Erfahrung oder Wahrnehmung ohne Verbin 
dung mit gewissen reinen Begriffswahrheiten lehrt uns nichts 
anderes, als daß wir diese und jene Anschauungen oder 
Vorstellungen überhaupt haben. Woher uns diese Vor 
stellungen kommen, ob durch die Einwirkung irgendeines 
von uns verschiedenen Gegenstandes, ja ob sie überhaupt 
nur einer Ursache bedürfen, welche Beschaffenheiten diese 
habe: darüber lehrt uns die unmittelbare Wahrnehmung 
gar nichts, sondern das schließen wir nur aus gewissen 
reinen Begriffswahrheiten, die wir durch die Vernunft hin 
zudenken müssen, und schließen es meistens nur nach einer 
bloßen Regel der Wahrscheinlichkeit, z. B., daß dieses Rot, 
das wir soeben sehen, durch einen krankhaften Zustand 
unseres Auges, jener Wohlgeruch aber durch die Nähe 
einer Blume hervorgebracht werde. Dagegen, um einzu 
sehen, daß zwischen je zwei Dingen irgendein Unterschied 
obwalten müsse, bedarf es gar keiner aus der Erfahrung 
abgezogenen Schlüsse der bloßen Wahrscheinlichkeit; son 
dern das können wir durch ein geringes Nachdenken mit
	        
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