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Inbegriff.
ableiten, verrät sich überdies, daß wir uns auch den Be
griff des Unendlichen als einen solchen denken, der aus
jenem des Endlichen erst durch Hinzufügung eines neuen
Bestandteiles (dergleichen ja auch der bloße Begriff der
Verneinung schon ist) hervorgehe. Daß endlich beide
Begriffe auf Mengen, näher auf Vielheiten (d. h. auf
Mengen von Einheiten), somit auch auf Größen angewandt
werden, läßt sich schon aus dem Grunde nicht ableugnen,
w’eil es ja eben die Mathematik, d. h. die Größenlehre
ist, wo wir am häufigsten von dem Unendlichen sprechen,
indem wir endliche sowohl als unendliche Vielheiten, und
nebst den endlichen Größen auch nicht nur unendlich
große, sondern selbst unendlich kleine Größen zum
Gegenstände unserer Betrachtung und — Berechnung so
gar erheben. — Ohne noch anzunehmen, daß jene beiden
Begriffe (des Endlichen nämlich und des Unendlichen) sich
stets nur auf Gegenstände anwenden lassen, an denen in
irgendeinem Betrachte sich Größe und Vielheit nach-
weisen läßt, dürfen wir hoffen, daß eine genauere Unter
suchung der Frage, unter welchen Umständen wir eine
Menge für endlich oder für unendlich erklären, uns auch
darüber, was das Unendliche überhaupt sei, Aufschluß
gewähren werde.
Zu diesem Zwecke müssen wir jedoch bis zu einem der
einfachsten Begriffe unseres Verstandes zurückgehen, um
uns über das Wort, das wir zu seiner Bezeichnung ge
brauchen wollen, erst zu verständigen. Es ist der Begriff,
der dem Bindewort und zugrunde liegt, den ich jedoch,
wenn er so deutlich hervortreten soll, als es die Zwecke
der Mathematik sowohl als auch der Philosophie in un
zähligen Fällen erheischen, am füglichsten durch die Worte:
ein Inbegriff gewisser Dinge oder ein aus gewissen
Teilen bestehendes Ganze, glaube ausdrücken zu
können, wenn nämlich festgesetzt wird, daß wir diese Worte