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Vergleichung unendlicher Mengen.
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sie können trotz jenem Verhältnisse zwischen ihnen, das
für sich selbst allerdings beiderseits gleich ist, ein Verhält
nis der Ungleichheit in ihren Vielheiten haben, so daß die
eine derselben sich als ein Ganzes, davon die andere ein
Teil, herausstellen kann. Auf eine Gleichheit dieser Viel
heiten wird erst geschlossen werden dürfen, wenn irgend
ein anderer Grund noch dazukommt, wie etwa, daß beide
Mengen ganz gleiche Bestimmungsgründe, z. B. eine ganz
gleiche Entstehungsweise haben.
§ 22.
Das Paradoxe, das — wie ich gar nicht in Abrede
stelle — diesen Behauptungen anklebt, geht einzig aus dem
Umstande hervor, daß jenes gegenseitige Verhältnis, welches
wir an den zwei miteinander verglichenen Mengen finden,
bestehend darin, daß wir die Teile derselben mit dem schon
mehrmals erwähnten Erfolge paarweise zusammenstellen
können, in jedem Falle, wo diese Mengen endlich sind,
allerdings hinreicht, um sie in Hinsicht auf die Vielheit
ihrer Teile für völlig gleich zu erklären. Zwei endliche
Mengen nämlich, wenn sie von einer solchen Beschaffenheit
sind, daß wir zu jedem Dinge a der einen, eines der anderen
h auffinden und zu einem Paare vereinigen können, mit
dem Erfolge, daß in keiner der beiden Mengen ein Ding
zurückbleibt, für das sich kein entsprechendes in der anderen
vorfände, und daß es auch keines gibt, das in zwei oder
mehreren Paaren erschiene, sind ihrer Vielheit nach ein
ander immer gleich. Es gewinnt also den Anschein, daß
dieses auch der Fall sein sollte, wenn diese Mengen, statt
endlich, unendlich sind.
So scheint es, sage ich; aber bei einer näheren Be
trachtung zeigt sich, daß es keineswegs so zu sein brauche,
indem der Grund, warum es bei allen endlichen Mengen
eintrifft, nur eben in ihrer Endlichkeit liegt, bei den un
endlichen also wegfällt. Sind nämlich beide Mengen A
und B endlich, oder (denn auch schon dieses genügt) wissen