§ 23-
Das nun Gesagte zeigt wohl, daß der Grund, der die
notwendige Gleichheit endlicher Mengen bewirkt, sobald
das mehr besprochene Verhältnis zwischen denselben statt
hat, bei den unendlichen Mengen wegfällt; es zeigt
uns aber noch nicht, wie und wodurch bei letzteren oft
eine Ungleichheit herbeigeführt werde. Dies wird uns erst
aus Betrachtung der angeführten Beispiele ersichtlich. Diese
lehren uns nämlich, daß die aus den zwei zu vergleichenden
Mengen genommenen Teile a und b ) die wir zu einem
Paare (a-f-b) verbinden, in ihren Mengen nicht ganz
in derselben Weise erscheinen. Denn wenn die Teile
a! und b' noch ein zweites Paar bilden, und wir vergleichen
die Verhältnisse, in welchen a und a in der Menge A, b
und b' aber in der Menge B erscheinen, untereinander; so
zeigt sich alsbald, daß sie verschieden sind. Heben wir
(in dem ersten Beispiele) aus der Menge der Größen, die
zwischen o und 5 liegen, ganz nach Belieben zwei, etwa
die Größen 3 und 4, hexwor: so sind die ihnen zugehörigen
(mit ihnen Paare bildenden) in B offenbar
Y ‘ 3 und y • 4 d. i. 7| und 9f.
Verstehen wir nun (wie wir sollen) unter dem Verhält
nisse zwischen zwei Dingen den Inbegriff aller an ihrem
Vereine sich kundgebender Beschaffenheiten, so dürfen wir
an dem Verhältnisse, in welchem die Teile 3 und 4 in der
einen, und 7-^- und gf in der anderen Menge zueinander
stehen, nicht etwa einseitigerweise bloß dasjenige Verhält-
Bolzano, Paradoxien des Unendlichen. 3