Zur Theorie der Fiktionen
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Strahlen der Analyse, insofern er Gleichheit oder Ähnlichkeit
bedeuten soll, und was von ihm übrig bleibt, ist allein die ein
deutige Zuordnung“ 183 ), so entgegnen wir, daß das immer noch
vollständig genügt, um von Abbildung reden zu können.
In der Mathematik, wo der Begriff der Abbildung sicher am
eindeutigsten gefaßt wird, ist von „Gleichheit“ oder „Ähnlich
keit“ im vulgären Sinn nirgends die Rede, sondern eben von
dieser eindeutigen Zuordnung. So erklären wir uns auch
durchaus mit J. Yolkelt einverstanden, wenn er betont, daß die
geringschätzige Ablehnung der sog. Abbildtheorie seitens
weiter Kreise der Philosophie einer Vorstellung bzw. einem
Begriff der Abbildung gelte, die nicht gemeint sein könne,
einem Widerspiegeln oder gar Wiederholen der Wirklichkeit.
Im Gegensatz dazu weist er nach, daß von einem Abbilden in
relativem Sinn sehr wohl gesprochen werden kann, und daß
alle realistisch-rationalistischen Erkenntnistheoretiker in die
sem Sinn auf dem Boden der Abbildtheorie stehen. „Wer den
Denkformen oder Kategorien Gültigkeit für das bewußtseins
unabhängige Sein zuspricht, übt das Erkennen mit dem An
spruch aus, daß seine Formen Verhältnisse am Seienden
wiedergeben“ 184 ).
Schließlich sei hierzu noch eine Stelle aus E. Study 18S )
wiedergegeben. Dort heißt es S. 19: „Es gibt sich aus dem
Gesagten, daß der Realismus so weit wie möglich von der Be
hauptung entfernt ist, daß er (außerhalb der reinen Logik)
eine absolute Entscheidung über richtig oder falsch besitze,
daß er ein Wahrheitskriterium für seine Hypothesen haben
könne. Wahrim strengen Sinne würde ja nur ein umkehrbar-
eindeutiges Bild der Wirklichkeit genannt werden dürfen. Der
Realismus kann aber von einem Wahrheitsgehalt oder
Wirklichkeitswert seiner Hypothesen und Theorien reden. Sie
sind Zeichen, die wir der vorausgesetzten Welt der Dinge zuzu
ordnen suchen“ usw.
Ich kann hierin keine wesentliche Abweichung von M.
Schlick finden.