Full text: Fiktionen in der Mathematik

Zur Theorie der Fiktionen 
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zu der Frage: „bewußt oder unbewußt?“ bei den Fiktionen. 
Ein bewußter Widerspruch gegen die Wirklichkeit liege wohl 
bei den logischen und mathematischen Fiktionen vor; aber die 
übrigen Fiktionen könnten nicht mit vollem Bewußtsein ge 
bildet sein und die Erkenntnis der Fiktivität sei unwesentlich. 
Da er aber Yaihinger offenbar nicht zu nahe treten will, sucht 
er den Ausweg: Die Fiktion sei ein mit Bewußtsein zustande 
gekommenes Denkgebilde, aber sein Schöpfer sei nicht die 
Psyche, sondern die Metapsyche. Dabei versteht er unter 
Psyche die organische Gesamtheit aller sog. „seelischen“ 
Aktionen und Reaktionen, unter Metapsyche die organische 
Gesamtheit aller sonst noch der Psyche zugeteilten Funktionen, 
die wir gewohnheitsmäßig mit dem Namen des „Unterbewußt 
seins“ und des „Unbewußten“ belegen. Die Bildung von Fik 
tionen habe den Zweck, Störungen des Denkprozesses auf ge 
waltsame Art zu überwinden; sie sei eine Art Reflexvorgang. 
Das Bewußtsein der Metapsyche sei der eigentliche 
Schöpfer der Fiktionen, der Widerspruch gegen die Wirklich 
keit sei nur ein Wahn der Psyche 199 ). Das ganze fiktive Denken 
habe nur die Hemmungen und Störungen zu beseitigen, die 
durch die fiktive Abgrenzung des Bewußtseins in der Psyche 
des Individuums im Lebensprozeß hervorgerufen werden. 
Das fiktive Denken sei nur als Teilaktion zu betrachten, 
hinter der im kosmischen Geschehen die Tätigkeit der Meta 
psyche stehe, für die die Psyche nur eine Durchgangsform 
sei 200 ). 
Auch gegen die beiden anderen Merkmale der Fiktion 
werden gelegentlich Einwände erhoben. So sagt Walter 
Strauch 201 ): „Wo aber bleibt bei der juristischen Fiktion 
die Korrektur durch die Wirklichkeit?“ Gerade das Fehlen 
dieses wesentlichsten Merkmals der juristischen Fiktionen sei 
das Hauptangriffsmoment bei Sauer und bei Kelsen; 
auch Yaihinger selbst gebe diesen Mangel zu. Nachher be 
zeichnet W. Strauch trotzdem das Recht als eine praktische 
Fiktion (im Vaihingerschen Sinn); eine Korrektur dieser Fik 
tion durch die Wirklichkeit finde allerdings nicht statt.
	        
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