Zur Kritik des V aihingerschen P i k t i o n s b e g r i f f s
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wechseln lasse; Boerma spricht dann von einer regulari-
sierten Schlußkette:
D rC
D'rD
C'rF
Hier seien die Widersprüche in die Begriffe selbst herein
gekommen; ein widerspruchsvoller Begriff sei aber eigentlich
kein Begriff, ein typisches Beispiel dafür sei nach Yaihinger
das Unendlichkleine; in Wahrheit gebe es also nur
fiktive Urteile.
Die Unterscheidung Vaihingers von echten und Semifiktio
nen scheint Boerma überflüssig; er führt beide auf das fiktive
System zurück: Semifiktionen sind zwei einander kompen
sierende fiktive Urteile fi und f 2 ; echtfiktive Begriffe nur
andere Formulierungen desselben Systems, indem man statt
der fiktiven Urteile scheinbar korrekte Ableitungen setzt und
dafür die beiden Fehler in einen zweifachen Bedeutungs
wechsel eines Begriffsgebildes hineinverlegt; das fiktive
Urteil aber ist das Primäre.
Als Folgerungen daraus stellt Boerma zwei Thesen auf, von
denen sich die erste auf C'r C, die zweite auf D'rD in einem
beliebigen fiktiven System (D' r D) p (C' r C) bezieht.
1. Der „entgegengesetzte Fehler“ läßt sich nur als derjenige
definieren, der den ersten Fehler kompensiert, d. h. zum rich
tigen Eesultat führt. Er ist daher nicht vorauszubestimmen,
sondern kann umgekehrt nur aus dem Resultat gefolgert wer
den. Der fiktive Gedankengang setzt somit die Kenntnis der
Richtigkeit des Resultats voraus. Daraus folgt: Ein fik
tiver Gedankengang hat keinerlei Beweis
kraft.
2. Da die Fiktion keinen Erkenntniswert besitzt, hat sie nur
dann Sinn und Zweck, wenn sie logisch fruchtbar gemacht
wird. Der Komplex D' r D, der sich an die Fiktion D f C an
schließt, ist daher ein -wesentlicher und notwendiger Bestand
teil des fiktiven Systems. Ein verstümmeltes fiktives System
D fi C; C' f 2 D ist also völlig wertlos.