Zur Kritik des Yaihingerschen F i k t i o n s b e g r i f f s
Betsch.
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Julius Schultz 232 ) meint: Sämtliche Fiktionen projizieren
(im Gegensatz zu der Hypothese) die zu bearbeitenden Reihen
von Tatsachen oder Denkgebilden auf einen neuen Erkenntnis
plan, sie ergänzen nicht, sondern substituieren. So spricht
er 233 ) von Abbildung in eine sinnenfremde Ebene, innerhalb
deren die Wörter „wahr“ und „wahrscheinlich“ ihre Bedeu
tung verlieren. Alle Fiktionen sind Symbole, naturwissen
schaftliche Fiktionen auch immer Symbole für beobachtbare
Fakta. Nach den Motiven, die uns veranlassen, Faktisches
durch Fiktionen zu symbolisieren, ergibt sich nach J, Schultz
etwa folgende Einteilung:
I. a) Heuristische Fiktionen, bei denen die fingierte Reihe
vollständiger ist.
b) Verknüpfende Fiktionen: Die fingierte Reihe ist in sich
und mit andern Aussagereihen der Wissenschaft ein
heitlicher verbunden als die empirische.
c) Illustrierende Fiktionen: Die erdichtete Reihe ist an
schaulicher.
d) Erklärende Fiktionen: Die fingierte Reihe soll die
empirische verständlich machen, erklären.
II. e) Formale oder mathematisierende Fiktionen.
f) Kategoriale Fiktionen: Sie sollen elegante mathemati
sche Formulierungen ermöglichen; als typisches Bei
spiel nennt Schultz die Einsteinsche Relativitätstheorie.
Auch in der Aufstellung der Merkmale geht J. Schultz
wesentlich andere Wege als die meisten Autoren, die sich zu
dieser Frage geäußert haben. Nimmt man den Fiktionsbegriff
in der Weise, wie er ihn umgrenzt, so kann ihm in der Mathe
matik, besonders in der Geometrie, ein weites Feld eingeräumt
werden. Es heißt da bei Schultz 234 ):
„Sollen aber ermittelte Tatsachen einheitlich verstanden
werden, so bedarf es erklärender Annahmen, und sofern diese
mit den Tatsachen sich überhaupt vertragen (und überhaupt
nur logisch richtig gebaut sind), sind sie alle gleich ,wahr‘,
gleich ,unwahr', stehen mithin alle jenseits des Begriffsgegen-