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Zur Theorie der Fiktionen
zwischen zweckmäßigen und unzweckmäßigen unterscheiden
können.
Weit schwerwiegender ist ein anderer Einwand, der sich vor
allem gegen die Fiktionstypen Ai und A 2 richtet; Der Bereich •
des Fiktiven ist viel zu groß. Daß von den Positivisten und
speziell von Yaihinger zu viel in das Gebiet der Fiktionen ver
wiesen werde, ist schon früher bemerkt worden, aber auch
beim Typus A 2 ist dieser Vorwurf noch gerechtfertigt. Wenn
man alle Begriffe, damit aber auch alle Gegenstände der Logik
und reinen Mathematik den Fiktionen zuweist, so muß der
Begriff der Fiktion seinen spezifischen Sinn verlieren. Wie
sollte man da noch innerhalb des Gebiets der reinen Mathe
matik fiktive Gebilde von nicht-fiktiven unterscheiden können?
Das veranlaßt uns, eine engere Umgrenzung des Fiktions
begriffs, insbesondere eine Definition desselben zu suchen, die
nicht nur den empirischen Wissenschaften, sondern auch der
Mathematik und Logik gerecht wird. Wir knüpfen an einen
schon früher zitierten Satz von E, Husserl an 252 ): „Jeder
Wissenschaft entspricht ein Gegenstandsgebiet als Domäne
ihrer Forschungen usw.“
Nennen wir nun die Gesamtheit der einem Wissenschafts
gebiet auf Grund bestimmter Merkmale in legitimer Weise
zuzuzählenden Gegenstände den Eigenbereich der Wis
senschaft, so können wir alle die Gebilde, die nicht dem Eigen
bereich angehören, Fiktionen nennen. Dabei sind zwei Fälle
zu unterscheiden:
1. Für die betrachteten Gebilde ist der Nachweis der Zu
gehörigkeit zu einem Eigenbereich noch nicht erbracht, aber
auch nicht entschieden, ob er geführt werden kann; Fik
tion Bi (vgl. mit Annahmen).
2. Der Nachweis kann sicher nicht erbracht werden, viel
mehr steht fest, daß das Gebilde einem Eigenbereich nicht an
gehören kann: Fiktion B 2 .
Fassen wir die Summe aller Eigenbereiche unter
dem Namen „Wirklichkeit“ zusammen, so deckt sich die Defi
nition der Fiktion B formell mit der der Fiktion A; sie weist