Die „Mathematischen Fiktionen“ in der „Phil, des Als-Ob
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will von den umgebenden Körpern, zum mechanisch-
absoluten Raum.
4. Aber auch der Physiker will nach Vaihinger einen abso
luten Raum haben; er braucht zu seinen Atomen einen leeren
Raum, der sie trennt, durch den hindurch sie wirken; wir
haben so das Problem des physikalisch-absoluten Raumes.
5. Schließlich meldet sich noch der Philosoph. Während
vor Kant niemand an der absoluten Objektivität des Raumes
zweifelte, riß uns dieser Philosoph aus diesem Irrtum: „es gibt
keinen absoluten Raum ohne das Ich; der Raum ist nur da,
sofern das ihn vorstellende Bewußtsein da ist; kurz: der Raum,
d. h. eben die Ausgedehntheit der Objekte ist nur
relativ zu uns, absolut genommen gibt es keine Räumlich
keit“ 272 ). Den Weltraum in diesem Sinn nennt Vaihinger den
metaphysisch-absoluten Raum.
Eingehender beschäftigt sich dann Vaihinger noch mit dem
reinen mathematischen Raum und faßt seine Er
gebnisse und Überzeugungen in folgenden Worten zusammen:
„Der reine, mathematische Raum ist eine Fiktion“; denn
„der Gedanke einer Ausdehnung ohne Ausgedehntes, eines
Außereinander ohne Dinge, welche außereinander sind, ist ein
Ungedanke, ist absurd und unmöglich“ 273 ). Der Begriff des
reinen Raumes entstehe, indem das Verhältnis der Dinge fest
gehalten, diese selbst aber-weggedacht werden. Und nun will
Vaihinger die Entstehung dieses Raumes noch durch eine Art
Grenzprozeß erklären. Man lasse die Materie und ihre Inten
sität allmählich zu 0 abnehmen, behalte aber das Verhältnis
der bezogenen Dinge zurück. Der reine Raum sei die Grenze,
wo die Materie im Verschwinden begriffen sei; man stelle sich
ihn daher als erfüllt mit einem unendlich dünnen Fluidum
vor usw.
Noch auf eine andere Art will Vaihinger den „reinen Raum“
ableiten, indem er ihn als Verhältnis von Punkten betrachtet,
das er schematisch durch — darstellt. Wenn beide Faktoren
y
zu 0 abnehmen, bleibe als Rest —, als reine Form des