Fiktionen in der Mathematik
aber Unbegreifliche, in zwei zusammengehörige Werte und
erreicht dadurch erstens: die Möglichkeit praktischer Berech
nung, zweitens: den Schein der Begreiflichkeit.“
2. „Dem Prozeß der Zerlegung steht der entgegengesetzte
der Zusammenfassung zur Seite.“
Vaihinger meint, solche „fiktive Wertepaare, in welche das
Wirkliche künstlich zerlegt ist, haben nur zusammen Sinn
und Wert; einzeln führen sie durch Isolation auf Sinnlosig
keit, Widersprüche und Scheinprobleme“ 285 ).
Während hier noch nicht recht ersichtlich ist, wieso diese
Zerlegung und die nachfolgende Zusammenfassung logisch
falsch sein soll, denn über die einzelnen Teile y und z soll ja
nichts weiter gesagt werden, betont Vaihinger anläßlich der
Auflösung der quadratischen Gleichung x 2 -|- px = q aus
drücklich den doppelten Fehler. Er sagt: „Mit dieser Gleichung
kann das Denken nichts anfangen. Es kann nur durch die
Methode der entgegengesetzten Operationen vorwärtskom
men.“ Dagegen wäre noch nichts zu sagen. Wenn nun aber
Vaihinger behauptet, man führe die Hilfsgröße j ein, sage
zunächst
und hebe dann diesen auf der linken Seite begangenen Fehler
wieder auf, indem man auf der rechten Seite
auch hinzu
setze, so daß man die auflösbare und richtige Gleichung
erhalte, so werden ihm die Mathematiker schwerlich zu
stimmen. Daß es sich um einen Kunstgriff handelt, wird
jedermann zugeben, wo aber bei genauer Fassung des Ver
fahrens die logischen Fehler sein sollen, ist nicht ersichtlich.
Vaihinger meint aber, formell sei dieses Verfahren mit dem
Verfahren der Differentialrechnung beinahe identisch.