Fiktionen in der Mathematik
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unabhängig sind. Man nennt die Gesamtheit der räumlichen
Änderungen, die diese geometrischen Eigenschaften unver
ändert lassen, die H a u p t g r u p p e ; sie umfaßt also die
Gruppe der Bewegungen, der Ähnlichkeitstrans
formationen und der Spiegelungen, d. h. gerade die
Gruppen (1) bis (4).
Wir können aber das sinnliche Bild, das mathematisch un
wesentlich ist, fallen lassen und im Raum nur eine mehrfach
ausgedehnte Mannigfaltigkeit sehen, und zwar eine dreifach
ausgedehnte, falls wir den Punkt als Raumelement beibehalten
wollen. Dann können wir auf diese Mannigfaltigkeit Trans
formationen ausüben, die wieder Gruppen bilden; es erscheint
dann die Hauptgruppe nicht mehr vor andern Transforma
tionsgruppen ausgezeichnet, und wir haben die allgemeinere
Problemstellung:
Es ist eine Mannigfaltigkeit und eine auf sie bezogene
Transformationsgruppe gegeben; es sollen die der Mannig
faltigkeit zugehörigen Gebilde hinsichtlich solcher Eigen
schaften untersucht werden, die bei Anwendung der Trans
formationsgruppe ungeändert bleiben.
Es handelt sich also um Verallgemeinerung in doppeltem
Sinn:
Einmal treten an die Stelle der Hauptgruppe gewisse um
fassendere Gruppen, und die neueren geometrischen Unter
suchungen lassen sich gerade dadurch charakterisieren, daß
sie statt der Hauptgruppe erweiterte Gruppen räumlicher
Transformationen zugrunde legen.
Sodann bekommt auch der Begriff der geometrischen Größe
eine weitere Fassung:
Legt man nämlich nicht nur Punkte, sondern beliebige
geometrische Gebilde durch „Koordinaten“ fest, die Verbin
dungen verschiedener Reihen von Punktkoordinaten sein
mögen, so kann man den Inbegriff der so zur Festlegung eines
geometrischen Gebildes dienenden Koordinaten als geo
metrische Größe bezeichnen.
Die rationelle Klassifikation geometrischer