Full text: Fiktionen in der Mathematik

Die natürlichen Zahlen 
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Damit aber, daß wir eine Menge nicht einer beliebigen 
andern ihr ähnlichen Menge zuordnen, sondern einer ähn 
lichen Menge von Zahlzeichen, bei denen wir von jedem wis 
sen, welche andern ihm vorausgehen, können wir nun Über 
einkommen, das letzte bei der ein-eindeutigen Zuordnung zur 
Verwendung kommende Wort und die Anzahl aller Zahl 
zeichen bis zu diesem einander zuzuordnen; d. h. dieser An 
zahl eben den Namen jenes letzten Zahlzeichens zu geben. 
„Und damit haben wir für alle endlichen Anzahlen auf 
einen Schlag gleichzeitig Namen und Repräsentanten auf 
gestellt“ 395 ). Fängt man in der Reihe der Zahlzeichen mit 0 
anstatt mit 1 an, dann ist der Repräsentant der Anzahl, die 
ein Zahlzeichen ausdrückt, die Anzahl der ihr vorangehenden 
Anzahlen, Also: „Der Größencharakter der Anzahlen ordnet 
sie derart in eine Reihe, daß jede Anzahl die Anzahl der ihr 
vorangehenden Anzahlen ist.“ 
Wir sehen, daß auch Hessenberg die Zuordnung von Mengen 
in ein-eindeutiger Weise und damit den Begriff ähnlicher 
Mengen für logisch einfacher hält als den Begriff der Zahl. 
Wenn er auch keine logische Definition der Zahl selbst gibt, 
so ist für ihn der Ausgangspunkt doch wie für Russell die 
Menge und die Ähnlichkeit von Mengen. Erst die Absicht, ge 
eignete Repräsentanten für die einzelnen Bündel ähnlicher 
Mengen aufzustellen, führt zur Konstruktion der Zahlenreihe, 
eines Gebildes, das in derselben Weise Repräsentanten für alle 
endlichen Mengen abgeben kann. Daß dieses Gebilde zugleich 
eine Ordnungsbeziehung darstellt, macht es zu einem ungleich 
brauchbareren Instrument, hat aber mit dem Zweck des ein 
zelnen Zahlzeichens, Repräsentant eines Bündels ähnlicher 
Mengen zu sein, logisch nichts zu tun. Wollte man dies nur 
erreichen, so könnte man jedem dieser Bündel als Zeichen 
irgendein völlig sinnloses Wort zuordnen. Als Glieder der 
Zahlenreihe aber können die einzelnen Zahlzeichen nicht mehr 
sinnlos sein, denn sie sind nach einem bestimmten Gesetz ge 
bildet, in dem als wesentliches Moment die Ordnungsbeziehung 
auftritt.
	        
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