Fiktionen in der Mathematik
O. H ö 1 d e r meint, es sei gewiß das Natürlichste, wenn man
4- als denjenigen Wert definiere, dessen Dreifaches gleich der
O
Einheit ist; aber die Einheit der Zählung lasse sich an und für
sich nicht teilen. Nur im Gebiet der Messung sei das Drittel ein
klarer Begriff.
Holder äußert gelegentlich die Ansicht, daß die gebrochenen
Zahlen nicht entwickelt worden wären, wenn nicht aus
gedehnte Größen vorhanden wären, die sich teilen lassen. Er
glaubt, daß sich auf solchen erfahrungsmäßigen Tatsachen
auch eine strenge Begründung der Arithmetik aufbauen ließe,
wenn man gewisse Tatsachen in genau bestimmter Form
postulieren, also gewissermaßen als Axiome ansehen würde.
Für seine Begründung der Arithmetik geht er dann aber doch
einen andern Weg; er spricht von abstrakter Begrün
dung. Ein strenger arithmetischer Beweis für die Wider-
spruchslosigkeit der Bruchrechnung muß nach seiner Ansicht
rein arithmetisch geführt werden.
Holder sieht den „Bruch“ ^ lediglich als eine Form an,
an der außer den (absoluten) ganzen Zahlen a und b und den
Plätzen, die von diesen eingenommen werden, nichts beob
achtet werden kann. Dann setzt er durch Definition fest, daß
dann und nur dann
a a' a' ^ a
b = b 7 ^ = b~’
genannt werden soll, wenn ab'< ba' ist. Die Gleichheit zweier
Brüche erscheint so als ein willkürlich angenommener Äqui
valenzbegriff; deshalb ist es nicht selbstverständlich, daß,
falls ein Bruch einem zweiten und dieser einem dritten gleich
ist, auch der erste dem dritten gleich sein muß. Holder führt
aus seiner Definition den Beweis, daß das tatsächlich gilt.
Ferner ergibt sich aus seiner Definition, daß
a a X c . ,