Fiktionen in der Mathematik
336
acht solche Prinzipien an, von denen die ersten die logische
Funktion der Begriffe „nicht“, „und“, „oder“ und des „Begriffs
der Existenz“ exakt festlegen; dazu kommt dann noch das
Substitutionsprinzip und das spezifisch mathematische Prinzip
der Iteration.
Wie kommt man nun zu den Mengen?
Endliche Mengen kann man individuell be
schreiben, d. h. durch Aufzeigung jedes einzelnen ihrer Ele
mente, oder generell, gesetzmäßig, durch Angabe von
Eigenschaften, die den Elementen der Menge und keinen
andern Gegenständen zukommen. Bei unendlich enMen-
gen ist der erste Weg unmöglich. Zu ihrer generellen Be
schreibung kommen als „charakteristische Eigenschaften“ der
Elemente die ursprünglichen und die aus den ursprünglichen
Eigenschaften und Relationen mittels der sechs ersten Prin
zipien abgeleiteten in Betracht, sie machen den Kreis der „an-
gebbaren“ Eigenschaften aus.
H. Weyl definiert: „Jeder ursprünglichen oder abgeleiteten
Eigenschaft E entspricht eine Menge (E). Die Ausdrücke
,ein Gegenstand a hat die Eigenschaft E‘ (,das zugehörige,
eine Leerstelle enthaltende Urteilsschema E (x) ist wahr für
x = a‘) und ,a ist Element der Menge E‘ sind gleichbedeutend.
Zwei solchen Eigenschaften E und E' entspricht dann und nur
dann dieselbe Menge, wenn jeder Gegenstand (unserer Kate
gorie), dem die Eigenschaft E zukommt, auch die Eigenschaft E'
hat, und umgekehrt“ 468 ).
Für die Identität zweier Mengen ist im Gegensatz
zu den Eigenschaften nicht entscheidend, wie sie definiert
sind, sondern allein der aus der Definition rein logisch nicht
abzulesende sachhaltige Umstand, ob jedes Element der
einen Menge auch Element der andern ist und umgekehrt.
Wie jeder Eigenschaft eine Menge, so entspricht jeder
Relation ein funktionaler Zusammenhang; man
kann statt dessen aber auch je nach der Zahl der Leerstellen
der Relation von 2-, 3-, 4-... dimensionalen Mengen
sprechen.