Fiktionen in der Mathematik
scheinbar ausgefüllte Abgrund zwischen dem Endlichen und
Unendlichen trete wieder in seiner klaffenden Tiefe zutage.
Geht man nun von einer oder mehreren Gegenstandskate
gorien, Grundkategorien, und gewissen an ihnen auf
gewiesenen ursprünglichen Eigenschaften und Relationen aus
und bildet mittels der Konstruktionsprinzipien 1—6 abgeleitete
Eigenschaften und Relationen und die ihnen entsprechenden
Mengen und funktionalen Zusammenhänge, so bilden diese
Gebilde ein System erster Stufe.
Daß a, b.,. ein Elementensystem einer Menge M bilden, ist
eine Relation zwischen den Gegenständen a, b ... und der Menge
M, die man durch den Buchstaben g kennzeichnen kann. Fügt
man jetzt den Grundkategorien die verschiedenen ein- und
mehrdimensionalen Mengen, den auf die Grundkategorien be
züglichen ursprünglichen Eigenschaften und Relationen noch
die Relation g zu, so erhält man einen erweiterten Operations
bereich, auf den man wieder den „mathematischen“ Prozeß
anwenden kann, wodurch man zu (ein- und mehrdimensio
nalen) Mengen zweiter Stufe kommt usw.
Weyl ist der Ansicht, daß man sich in Zirkel ohne Ende
verstricke, wenn man die Stufenbildung nicht beachtet, er
macht der bisherigen Analysis den Vorwurf, daß sie sieh durch
solche Stufenbildung in Zirkel und Widersprüche verwickelt
habe. Eine Analysis „mit Stufenbildung“ sei künstlich und
unbrauchbar, sie verliere ihr eigentliches Erkenntnisobjekt,
die Zahl, aus dem Auge.
Um dem zu entgehen, fordert Weyl, den Existenz
begriff nur hinsichtlich der Grundkategorien, nicht aber
mit Bezug auf die Systeme der Eigenschaften und Relationen,
oder der ihnen korrespondierenden Mengen, reellen Zahlen
und dergleichen anzuwenden. Nur dies Verfahren lasse jene
Widersprüche vermeiden und garantiere zugleich, daß alle
Begriffe und Tatsachen, Größen und Operationen als Idea
lisierungen analoger Dinge in einer mit „Ungefährzahlen“
operierenden Approximationsmathematik zu fassen seien.
Es müssen dann allerdings gewisse Sätze der Analysis