Fiktionen in der Math.ematik
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genlehre systematisch aufbauen. Diese „Begründung der Men
genlehre unabhängig vom logischen Satz vom ausgeschlossenen
Dritten“ weicht ganz wesentlich von der klassischen Mengen
lehre ab; das zeigt sich schon in der Mengendefinition, die sehr
kompliziert ist. Brouwer führt dann den weiteren Begriff der
mathematischen Spezies ein. Bei den Kardinal
zahlen behandelt er vor allem den Begriff der gleichen
Mächtigkeit. Zwei gleichmächtige Mengen der klassischen
Mengenlehre können für die intuitionistische Mengenlehre
gleichmächtig, halbgleichmächtig, äquivalent, von gleichem
Umfang, von gleicher Ausdehnung oder von gleichem Gewicht
sein.
In der Theorie der geordneten Mengen kommt man
ches in Fortfall und wird wieder durch wesentlich kom
pliziertere Sätze ersetzt.
Bei den wohlgeordnetenMengen wird preisgegeben,
daß je zwei wohlgeordnete Mengen vergleichbar sind und daß
jede Teilmenge einer wohlgeordneten Menge ein erstes Ele
ment hat, also die wichtigsten Beweismittel der klassischen
Theorie, Die neu aufgebaute konstruktive Theorie hat
so mit ihrer Vorgängerin fast keine Ähnlichkeit mehr. Durch
diese Einstellung Brouwers sah sich H. Weyl zu einer grund
sätzlichen Revision seiner Theorie veranlaßt.
In einer Abhandlung „Über die neue Grundlagenkrise der
Mathematik“ 472 ) stellt er seiner bisherigen Auffassung eine
neue auf Brouwerscher Grundlage in aller Schärfe gegenüber,
um schließlich seine frühere aufzugeben.
Es seien hier nur die wesentlichsten Punkte dieses Gegen
satzes herausgehoben, und zwar an Hand der Darstellung
Weyls.
1. Die atomistische Auffassung des Kontinuums.
Da der Begriff „Eigenschaft rationaler Zahlen“ nicht um
fangsdefinit ist, schließt die ältere Theorie der reellen Zahlen
einen circulus vitiosus ein.
Die auf reelle Zahlen bezüglichen Existent!alaussagen be