Das Unendliche in der Mathematik. Mengenlehre
Folgen, keine allgemeine Funktionentheorie und Mengenlehre
von selbständigem Inhalt.
Für das Kontinuumproblem folgt daraus, daß jetzt
nicht mehr verschiedene mögliche Erklärungen für den Be
griff der reellen Zahl zur Verfügung stehen; der
Dedekindsche Schnitt scheidet aus und als einzig mögliche
Definition bleibt die hier gegebene. „Auf jeden Fall ist es aber
unsinnig, das Kontinuum als ein Fertig-Seiendes zu
betrachten.“
Der bisherigen Analysis erschien das Kontinuum als die
Menge seiner Punkte, sie sah in ihm nur einen Spezialfall des
logischen Grundverhältnisses von Element und Menge;
das ebenso fundamentale Verhältnis von Ganzem und Teil
hatte keine Stelle.
Daß es Teile hat, ist die Grundeigenschaft des
Brouwerschen Kontinuums. Man geht nicht von
Punkten, sondern von Intervallen als Konstruk-
tionselementen aus.
Freilich besitzt auch eine Menge Teile; was sie aber im
Reich des „Teilbaren“ auszeichnet, ist die Existenz der „Ele
mente“ im mengentheoretischen Sinn, d. h. von Teilen,
welche selbst keine Teile mehr enthalten.
Zum Wesen des Kontinuums gehört es aber, daß jeder seiner
Teile sich unbegrenzt weiter teilen läßt; der Begriff des Punk
tes muß als Grenzidee betrachtet werden; der Punkt ist die
Vorstellung der Grenze einer ins Unendliche fortgesetzten
Teilung.
Verfolgten wir eben die Ansichten und Folgerungen der In-
tuitionisten, so müssen wir uns jetzt nochmals den Vertretern
der klassischen Theorie zuwenden.
Auch hier fand das Zermelosche Axiomensystem nicht rest
lose Zustimmung, obwohl es als Grundlage der weiteren Ent
wicklung der Mengenlehre sehr wertvoll war. Vor allem for
derte das Auswahlaxiom die Kritik heraus. Aus diesem Axiom
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