Das Unendliche in der Mathematik. Mengenlehre
Wir haben nun drei Fragen zu beantworten;
1. Wie gestaltet sich der konstruktive Aufbau?
2. Wie wird die Behauptung der Widerspruchslosigkeit ge
faßt?
3. Welches sind die Mittel der inhaltlichen Überlegung,
durch die der Nachweis der Widerspruchsfreiheit geführt
wird?
Hilbert meint, das abstrakte Operieren mit allgemeinen Be
griff sumfängen und Inhalten habe sich bei Frege als unsicher
herausgestellt; als Vorbedingung für die Anwendung logischer
Schlüsse und die Betätigung logischer Operationen müsse
schon etwas in der Vorstellung gegeben sein, gewisse
außerlogische diskrete Objekte, die anschaulich
als unmittelbares Erlebnis vor allem Denken da sind.
In der niederen Zahlentheorie handelt es sich
dann nicht mehr um Axiome, sondern um rein inhalt
liches Schließen, bei dem keine Widersprüche zu be
fürchten sind. In der höheren Arithmetik und Algebra treten
eigentliche F o r m e 1 n auf. Axiome, Formeln und Beweise
müssen selbst Gegenstand inhaltlicher Untersuchung werden.
Dazu ist aber vollständige Formalisierung notwendig. Was
beim elementaren Aufbau die Zahlzeichen, das sind jetzt
die Axiome, Formeln und Beweise; mit diesen erst
werden inhaltliche Überlegungen angestellt.
Zunächst werden verschiedene Arten von Zeichen ein
geführt, die Regeln des Einsetzens angegeben und Grund
formeln aufgestellt. Dann werden „Beweise“ gebildet. Ein Be
weis ist eine konkret hingeschriebene Aufeinanderfolge von
Formeln, die entweder Grundformeln sein, oder durch erlaubte
„Schlüsse“ aus solchen hervorgehen müssen. Ein Beweis ist
also eine Figur mit bestimmten konkreten Eigenschaften.
Auch der Widerspruch wird formalisiert durch Einführung
eines bestimmten Zeichens für denselben.
Elementare Vorstellungen der Reihenfolge und das gewöhn
liche Zählen werden vorausgesetzt, auch die auf Abgeschlos
senes und konkret Vorliegendes bezüglichen Formen der voll-
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