lichkeit muß abgeschätzt und durch entsprechende Korrek
tionsglieder unschädlich gemacht werden.
2. Bei den echten Fiktionen, bei denen es sich nicht nur um
fiktive Vorstellungsformen und -methoden handelt, sondern
um fiktive Vorstellungs g e b i 1 d e , kann die Korrektur nur
darin bestehen, daß diese Gebilde aus dem Schlußresultat her
ausfallen. Waren diese fiktiven Gebilde durch einen logischen
Fehler eingeführt, so kann das Hinauswerfen auch nur durch
einen solchen stattfinden; Vaihinger nennt dies die Methode
der entgegengesetzten Fehler. Er demonstriert sie
vor allem an mathematischen Beispielen, behauptet dann aber
die formale Identität der wissenschaftlichen Methoden in den
verschiedenen Wissenschaftsgebieten. Diese Methode der ent
gegengesetzten Fehler ist nach Ansicht Vaihingers der eigent
liche logische Kern der Fiktion 37 ). „Denken ist ein regulierter
Irrtum“ und „das Grundgesetz des Denkens ist die Methode
der antagonistischen Operationen“ 38 ); der Widerspruch ist das
treibende Motiv des Denkens, ohne ihn könnte das Denken
sein Ziel gar nicht erreichen 39 ).
Erkenntnistheoretische Konsequenzen.
Wenn die Psyche das ihr dargebotene Material der Empfin
dungen verarbeitet und damit die unmittelbare Wirklichkeit
durch Abzüge und Zusätze verändert, und trotzdem beim Han
deln schließlich wieder praktisch richtige Resultate sich zeigen
und die abgeschlossene Denkrechnung mit der Wirklichkeit
übereinstimmt, so ergibt sich daraus das wichtige Problem:
„Wie kommt es, daß — trotzdem wir im Denken mit einer
verfälschten Wirklichkeit rechnen, doch das praktische Resul
tat sich als richtig erweist?“
Schon diese Fragestellung weist nach Vaihinger darauf hin,
daß das Gebiet, auf dem die Lösung zu suchen ist, die Natur
des Denkens ist, nicht die des Objektiven. „Die Natur der
realen Vorgänge ist uns immerhin soweit hinreichend be
kannt, daß wir sie als von einer unwandelbaren Gesetzmäßig-
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