der F iktionen
Zur Theorie
fahrende oder individuelle Anschauung kann in Wesens-
scliauung (Idéation) umgewandelt werden; das Erschaute ist
dann das entsprechende reine Wesen.
Die das Wesen gebende, evtl, originär gebende Erschauung
kann eine adäquate oder auch eine inadäquate sein und es ge
hört zur eigenen Artung gewisser Wesenskategorien, daß ihnen
zugehörige Wesen nur einseitig, im Nacheinander mehrseitig
und doch nie allseitig gegeben sein können. Das gilt für jedes
auf Dingliches bezogene Wesen, ja für alle Realitäten
überhaupt; so kann die Raumgestalt des physischen Dinges
prinzipiell nur in bloßen einseitigen Abschattungen gegeben
sein.
Die individuelle Anschauung mag nun adäquat sein oder
nicht, sie kann die Wendung in Wesensschauung nehmen,
und diese hat den Charakter eines gebenden Aktes. Darin
liegt: „Das Wesen (Eidos) ist ein neuartiger Gegenstand. So
wie das Gegebene der individuellen oder erfahrenden An
schauung ein individueller Gegenstand ist, so das Gegebene der
Wesensanschauung ein reines Wesen“ 118 ). Auch Wesenserschau-
ung ist Anschauung, wie ein eidetischer Gegenstand auch Gegen
stand ist. Jedes Subjekt möglicher wahrer Prädikationen (jeder
mögliche Gegenstand) hat eben seine Weisen, vor allem prä
dikativen Denken, in einen vorstellenden, anschauenden, ihn
evtl, in seiner „leibhaftigen Selbstheit“ treffenden Blick zu
treten. Den Wesensunterschieden der Anschauungen korre
spondieren die Wesensbeziehungen zwischen „Existenz“ und
„Essenz“, zwischen Tatsache und Eidos.
Setzung und Erfassung von Wesen impliziert nicht das
mindeste von Setzung irgendeines individuellen Daseins; reine
Wesens Wahrheiten enthalten nicht die mindeste Behauptung
über Tatsachen, also ist auch aus ihnen allein nicht die
geringfügigste Tatsachenwahrheit zu erschließen 119 ).
So wie das Tatsachendenken und -aussagen zu seiner Be
gründung der Erfahrung bedarf, so bedarf das Denken über
reine Wesen als begründende Unterlagen der Wesens
anschauung. Aber Urteilen über Wesen und eidetisches