Full text: Fiktionen in der Mathematik

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Zur Theorie der Fiktionen 
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spektiven. Trotzdem kommt Yaihinger nicht zum Nihilismus, 
da er gerade im Widersinn den Sinn, im Irrtum die Wahrheit 
hervorkehrt, sagt Lapp. 
Gegeben sind die Empfindungen, sozusagen in ihrem Ur 
zustand; sobald wir sie verarbeiten, bringen wir Fiktionen hin 
ein. Wahrheit und Irrtum sind keine sich ausschließenden 
Gegensätze, sie fließen ineinander über. Irrtum und Wahrheit 
fallen unter den Oberbegriff des Mittels zur Berechnung der 
Außenwelt; das unzweckmäßige Mittel ist der Irrtum, das 
zweckmäßige heißt man Wahrheit. Damit ist aber doch die 
Wahrheit vorausgesetzt. Lapp sagt: Ja, aber als Fiktion! 
Die Lebensnotwendigkeit ist das letzte Glied der Erkenntnis, 
dies ist der Kern bei Nietzsche, im Perspektivismus und in der 
Philosophie des Als-Ob. — Die Lebensnotwendigkeit als 
letztes, unzerlegbares philosophisches Erlebnis. Lapp be 
tont 164 ): „Der Zirkel, der im Perspektivismus liegt, muß zu 
gegeben werden, doch liegt er nur innerhalb des diskursiven 
Denkens, dessen Fiktivität nachgewiesen werden kann.“ — Die 
Überwindung des erkenntnistheoretischen Nihilismus gelingt 
nicht durch das Denken, durch die Logik, sondern durch das 
philosophische Erlebnis; dies ist aber kein logisches, erkennt 
nistheoretisches, psychologisches Problem, sondern ein dich 
terisches, schöpferisches, intuitives. 
Zwei Hauptmomente in dem hier dargelegten Wahrheits 
begriff sind es, die zu eingehender Kritik veranlassen, nämlich 
die Subjektivierung und Relativierung desselben; 
beide stehen in gewissem Zusammenhang miteinander. 
Außer Yaihinger und Nietzsche bekennen sich namentlich 
alle die Philosophen zum Relativismus des Wahrheitsbegriffs, 
die das Denken unter den biologischen Gesichtspunkt bringen. 
So wird von Petzoldt, einem Anhänger von Avenarius, die 
„Charakterisierung eines Inhalts als eines wahren“ darauf 
zurückgeführt, daß sich unser Zentralnervensystem in einer 
Art Kampf um seine Selbstbehauptung befinde. 
Mit dieser allgemeinen Relativierung hängt die andere eng 
zusammen; Die Meinung, daß die Wahrheit des Erkannten
	        
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