§ 7 B. Definition der Wahrscheinlichkeit u. einfache Aufgaben. 269
Nachdenken gar kein Zweifel über die Gleichmöglichkeit der Fälle
besteben kann, sind vielfach Fehler gemacht worden. Wir wollen aus
der Literatur zwei Beispiele anführen, nicht nur des historischen
Interesses wegen, sondern haupstächlich, weil ja naturgemäß Anfänger
immer wieder derartigen Fehlschlüssen ausgesetzt sind.
I. Ein Freund hatte Galilei seine Verwunderung darüber aus
gesprochen, daß beim Spiel mit drei Würfeln die Summe 10 häufiger
als die Summe 9 erschiene, während doch nach seiner Meinung die
Anzahl der günstigen gleich möglichen Fälle für beide Summen gleich
groß sei. Der Freund rechnete nämlich als für die Summe 9 günstige
Fälle die sechs Zusammenstellungen:
1 2 6,
13 5,
1 4 4,
2 2 5,
2 3 4,
3 3 3
und für die Summe 10 die sechs Zusammenstellungen:
1 3 6,
14 5,
2 2 6,
2 3 5,
2 4 4,
3 3 4.
In seiner „Considerazione sopra il giuoco dei dadi“ weist Galilei
darauf hin, daß diese Zusammenstellungen nicht sämtlich als gleich
möglich anzusehen seien, daß vielmehr eine Zusammenstellung wie
1, 2, 6 auf 3! = 6 verschiedene Arten Zustandekommen könne, wie
man einsieht, wenn man die Würfel (z. B. durch ihre Farbe) von
einander unterscheidet, die Zusammenstellung 1, 4, 4 nur auf drei
verschiedene Arten und 3, 3, 3 nur auf eine Art. Bei richtiger
Auffassung der gleich möglichen Fälle findet man dann für die Summe
neun 25 gleich mögliche günstige Zusammenstellungen, für die Summe
zehn aber 27. Da die Zahl der bei drei Würfeln überhaupt mög
lichen Zusammenstellungen 6 3 = 216 beträgt, so ist die Wahrschein
lichkeit, mit drei Würfeln 9 zu werfen, —, die, 10 zu werfen, aber
27 lb
216 = 8 '