DREIZEHNTES KAPITEL.
Die Krümmung der Flächen.
786. Zwei Flächen, die einen gemeinsamen Punkt P, aber
verschiedene Tangentialebenen in ihm besitzen, schneiden sich in
einer Kurve s durch P, deren zugehörige Tangente t jenen Tangen
tialebenen angehört. Wir lassen eine der beiden Flächen sich um t
drehen, bis ihre Tangentialebenen in P zusammenfallen, dann erhält
die Schnittkurve s in P einen wirklichen oder isolierten Doppelpunkt.
Denn die zu t normale Ebene durch P schneidet die Flächen in
ihrer ursprünglichen Lage in zwei durch P laufenden Kurven; eine
derselben nimmt an der genannten Drehung teil, bis sie die andere
in P berührt, d. h. bis einer ihrer weiteren gemeinsamen Punkte
nach P hereingerückt ist. Da t auch während der Drehung Tan
gente der Schnittkurve s bleibt, so entsteht bei der Berührung der
Flächen in P entweder ein isolierter Doppelpunkt, indem sich ein
kleines Oval zu einem Punkte zusammenzieht, oder ein wirklicher
Doppelpunkt, indem zwei getrennte Kurvenzweige übergehen in
zwei sich im Doppelpunkte durchsetzende Zweige (vergl. 472).
Besitzen zwei Flächen und T 2 in P die gleiche Tangential
ebene T, und legt man aus einem Punkte L von T an dieselben
zwei berührende Kegelflächen, so gehen ihre Berührungskurven b x
und b 2 durch P, haben aber daselbst im allgemeinen verschiedene
Tangenten. Um die Richtigkeit des Gesagten zu erkennen, ziehen
wir in T eine zu LP benachbarte Gerade m durch L und legen
durch diese eine Ebene, etwa die Normalebene zu T, welche die
Flächen in den Kurven c x resp. c 2 und die Kurven b l und b 2 in
den Punkten P l resp. P 2 schneidet (Fig. 483 a stellt diese Ebene
dar). Ist der Abstand des Punktes P von dieser Ebene unendlich
klein von der 1. Ord,, so sind es auch die Strecken PP 1 und PP 2 ,
dagegen sind die Abstände der Punkte B l und P 2 von T oder m
unendlich klein von der 2. Ord., da T die Kurven b x und b 2 in P
berührt. Demnach schließen die Tangenten LP l und PP 2 sowohl
mit m, als auch unter sich Winkel ein, die von der 2. Ord. un