Full text: Ziele und Resultate der neueren mathematisch-historischen Forschung

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über die Grösse ihrer Städte ; deren Mauern u. s. w. zeigen 
überall dicss sexagesimalc System.“ Auch die direkte Existenz 
sexagcsimalcr Brüche ist zuerst von Brandts nachgewiesen 
worden. 
In neuester Zeit erschien nun eine Abhandlung von Op- 
pert ü )i welche den vorläufigen Angaben von Brandis eine 
Reihe gewichtiger Stützen verlieh. Cantor hat in einer um 
fassenden Recensión diese Schrift für die speziellen Zwecke der 
mathematisch-historischen Forschung durchgearbeitet; wir führen 
aus ersterer folgende für unseren Zweck bedeutsame Stelle 6 ) au: 
„Bei den Massen, und besonders bei den Längenmassen treten 
verschiedene Systeme von nach Potenzen von 60 fortschreitenden 
Reihen auf, welche sich zwischen einander einschieben.“ 
Von seinem Mutterlande verbreitete sich das sechzigtheilige 
System nach West und Ost, und in beiden Ländern, in Hellas 
sowohl wie in Hindostán, acceptirte man dasselbe aufs bereit 
willigste, insbesondere für die Zwecke des astronomischen Cal- 
culs. Ptolemäus und Theon brachten diese Form der Bruch 
rechnung in ein wissenschaftliches System, und so beherrschte 
dieselbe gegen zwei Jahrtausende das Feld der angewandten 
Mathematik. Pcurbach und Rcgiomoritan verhalten end 
lich dem reinen Decimalsystem zum Siege; aber die alte Me 
thode bestand noch einen langen und heftigen Kampf um ihre 
Existenz, wie wir diess anderswo 7 ) ausführlicher dargclegt 
haben. 
1) Cantor, Mathem. Beiträge etc. S. 272. 
2) Martin, Les signes numéraux et Farithniétique diez los peuples de 
I’antiqnité et du raoyen-äge, Aun. di matem. pura ed appüc. Tomo V. S. 265. 
3) Brandis, Das Münz-, Mass- und Gewichtswesen in Vorderasien bis 
auf Alexander den Grossen, Berlin 1836. 
4) Hantel, Zur Gesch. d, Math. etc. S. 48 ff, 
5) Oppert, L’étalon des mesures Assyriennes, Paris 1875. 
6) Cantor, Eecension hiezu, Zeitschr. f. Math. u. Phys. 20. Jahrg. Hist.- 
liter, Abtheil. S. 159. 
7) Günther, Verm. Untersuch. S. 106 ff. 
Note 20. 
Alf diejenigen Stellen, in welchen von den Aegyptern als 
Begründern der Geometrie die Rede ist, hat Brctschncidcr 
zusammengestcllt. Herodot (II, 109) berichtet, der König
	        
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