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schweigen zur Pflicht machten, dürfen aber doch wohl als rein
persönliche Muthmassung es aussprechen, dass in jenem Quotien
ten vielleicht die ersten Anfänge einer Goniometrie verborgen
liegen möchten. Bekanntlich war den Griechen, obschon sie in
späteren Zeiten sich ganz gut auf trigonometrische Rechnung
verstanden, die genannte Disciplin ganz und gar fremd.
Zum Schluss dieses Exkurses über den Papyrus sei noch
der so höchst sonderbaren Yolumometrie gedacht. Verstehen
wir unter g die Basis, unter h die Höhe eines prismatischen (be
ziehungsweise cylindrischen) Körpers, so ist der Inhalt durch gh
gegeben; diess ist so einfach, dass auch die primitivste Stereo
metrie sich gar nicht irren kann. Der Aegypter dagegen setzt
das Volumen gleich | gh und legt uns dadurch die Nothwendig-
keit auf, mathematisch nach Körperformen zu suchen, welche
dieser Vorschrift genügen. Natürlich giebt es deren im Allge
meinen unendlich viele, aber es wird auch das unbestimmte Pro
blem dadurch bedeutend eingeschränkt, dass die etwa heraus
gebrachten Formen auch handlich und für den Zweck, zu Ge-
fässen zu dienen, brauchbar sein müssen. Eiscnlohr fasst das
Normalgefäss als abgestumpften Kegel; ist G dessen grössere,
g die kleinere Basis, h deren Abstand, so ist bekanntlich der
Inhalt
J = y (G + g + VGg).
Setzt man diesen Ausdruck gleich dem ägyptischen, so resultirt
G
für den Bruch —— die quadratische Gleichung
löst man diese auf und berücksichtigt — unter D und d die
Durchmesser der beiden Kreise verstanden — die Relationen
G = -j- D 2 n, g = -r- d2Ti,
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so ergiebt sich für das Verhältnis der von Eisenlohr 13 )
angegebene Werth 1,586 oder ungefähr U. Wie dem immer
auch sei, jedenfalls wird man unserem Gewährsmann boistimmen,
wenn er (a. a. 0.) sagt, „dass wir es nicht mit Gebäuden,