Full text: Ziele und Resultate der neueren mathematisch-historischen Forschung

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Fruchtspcichcrn von senkrechten, sondern von schiefen Wänden 
zu thun haben, also mit abgestumpften Kegeln und abgestumpf 
ten Pyramiden“ *). 
Diess sind im Wesentlichen die neuen Dokumente, welche 
von direkter Bedeutung für die Geschichte der Mathematik sich 
erweisen. Dass in den Schulen der Priesterkaste eine andere 
esoterische Wissenschaft gelehrt wurde, unterliegt wohl keinem 
Zweifel; welcher Art dieselbe aber gewesen sei, kann annoch 
nicht bestimmt werden. Resultate, die dem gemeinen Wesen 
förderlich schienen, liess man in populären Schriften bekannt 
machen, wie wir eben jetzt erfuhren, und hier und da liess map 
wohl auch einen ausdauernden Barbaren, der sich mit guten 
Empfehlungen vorgesehen hatte — wie vielleicht Pythagoras von 
seinem Landesfürsten — ein mehr oder minder grosses Stück 
*) Dass Eisenlohr’s Deutung richtig sei, wird wohl kaum im Ernste 
bestritten werden können. Ob die Aegypter wirklich keine anders geformten 
Gefässe im Gebrauch gehabt, wird sich wohl aus den Denkmälern abnehmen 
lassen; wäre es der Fall, dann hätte auch Scheffel’s Fasslied Recht, wel 
ches diese Behälter den Aegyptern ab- und ihnen schwerfällige „Kanoben" 
zuspricht. Es ist jedoch merkwürdig, dass auch gewisse Fässer mit in die 
oben besprochene Regel hercingezogen werden können. Ist nämlich E der 
Radius des Spundes, r derjenige einer der beiden Bodeniiächcn, h die halbe 
Höhe, so wäre durch Combinirung der ägyptischen mit der besten zur Zeit 
bestehenden Fassregel, der Grünert’ sehen u ), 
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-g- hli-77 + -g- hr27jr — -jg- h(E — r)277 = 8hr * 2 * 4 5 7r, 
oder vereinfacht, 
1GR2 -f- 8Rr = 89r 2 , 
1ÖR2 + 8Rr + r 2 = 40i-2. 
Zieht man auf beiden Seiten des Gleichheitszeichens die Quadratwurzel aus, 
so folgt 
E = r. 
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5 
Der hier erscheinende Bruch ist offenbar sehr nahe ^ ; ein Fass also, 
dessen Spunddurchmesser um den vierten Tlieil des Bodendurchmessers länger 
als dieser selbst wäre, würde sich unmittelbar der ägyptischen Formel fügen. 
Die bei uns gebräuchlichen Weinfässer weisen in ihren Abmessungen ein 
ähnliches Verhältnis auf.
	        
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