Full text: Ziele und Resultate der neueren mathematisch-historischen Forschung

Kathete und die Hypotenuse gegeben sind. Das gewöhnliche 
irreguläre Dreieck endlich wird mit zwei Lösungen bedacht, 
deren eine in gewohnter Weise blos einer Seite und der zuge 
hörigen Normale bedarf, während die zweite auf jener bekannten 
schönen Formel beruht, welche noch heute allgemein den Namen 
ihres Urhebers trägt*). Quadrat, Rechteck, Rhombus und all 
gemeines Parallelogramm werden in einer von der unsrigen nur 
wenig abweichenden Weise behandelt; dem Paralleltrapez, mit 
dem sich bereits die Aegypter beschäftigt haben, wird besondere 
Aufmerksamkeit gewidmet, und zwar deducirt Hero ausführ 
lich, unter welchen Umständen der falschen ägyptischen Formel 
a(bi -f- boj 
2 
Realität zukomme. Fügen wir noch hinzu, dass schliesslich 
auch die Kreisrechnung sammt der Einbeschreibung regelmässi 
ger Polygone ausführlich vorgetragen wird, so haben wir die 
wichtigsten Momente der heronischen ebenen Geometrie vor 
gelegt. 
Nur in Einem Punkte vermögen wir der von uns im Wesent 
lichen treu wiedergegebenen Auffassung unseres Gewährmannes 
nicht beizupflichten. In den Handschriften, deren Vergleichung 
das hier besprochene geometrische Material geliefert hat, kom 
men auch zwei Formeln zur Berechnung willkürlicher Dreiecke 
und Vierecke vor, welche, der ältesten Zeit entstammend, für 
jeden nur halbwegs Kundigen freilich den Stempel der Unrich 
tigkeit an der Stirne tragen. Da sagt nun Cantor 9 ); „Dass 
wir dagegen Heron nicht Zutrauen, er habe die beiden falschen 
*) Es möge hier beiläufig bemerkt werden, dass die uns geläufige Schreib 
weise dieser Formel den Griechen absolut unverständlich geblieben wäre, in 
dem dabei die Wurzelausziehung aus einem Ansdrucke der vierten Dimension 
erfordert wird, für welche wir kein geometrisches Analogon besitzen. Die 
griechische Formulirung würde etwa so gelautet haben: Sind a, b, c die 
Seiten des Dreiecks, J seine Fläche, so lässt sich eine stetige geometrische 
Proportion ansetzen, deren Mittelglieder gleich J, deren Aussengliedcr bezüg 
lich den Produkten 
a + b + c a + b — c ^ a — b + c —a+b+c 
2 ' 2 2 * 2 
gleich sind.
	        
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