117
nicht mehr mit gläubigem Sinne sondern nur noch mit gelehr
tem Hokuspokus an die Erörterung mystischer Fragen gehen,
wie z. B. Kircher, ziehen auch andere Polygone mit herein.
Ebenso nimmt Kepler eine ganz isolirte Stellung ein.
Was nun die Genesis dieser mystischen Symbole anlangt, so
scheint dieselbe eine zweifache zu sein. In unserem ersten Be
richte war uns dieser Umstand noch nicht bekannt gewesen; in-
dess unterliegt es wohl keinem Zweifel, dass in der philosophi
schen Schule des Pythagoras, welche ja mit besonderer Vor
liebe in numerischen und räumlichen Verhältnissen nach geheim-
nissvoll wirkenden Kräften suchte, die ersten historisch erkenn
baren Spuren solcher Ideen sich finden — d. h. auf griechischem
Boden. Der Scholiast des Aristophanes, welchem wir die
erste Kunde verdanken, stellt ausdrücklich Platoniker und Pytha-
goräer einander gegenüber 6 ): „IlXdxMv iitvxoi iv dgxfi xmv
€7Tl(TXoXd)P XO SV TigdxXSLV TTQOll$ TJXSV, oi de Uv&ayögeioi TO
vyiaiveiv • xai to' ye xginXovv tgiywvov, xd de dXXtjXojp tö nevxd-
ygccfifiov, o) (TVfißöXcp ngog xovg ofiodo^ovg iygcUvxo, vyleict ngog
avxcop wvoixd&xo“ Als Sinnbild der Gesundheit tritt also hier
das Sternfünfeck auf, als solches acceptirt es 7 ) Theophrastus
Paracelsus, und diese Bedeutung hat es sich bis auf den
heutigen Tag theilweise bewahrt. Nebenbei freilich hatte das
Zeichen, wie diess besonders Z ei sing betont 8 ), wohl auch noch
die Bestimmung, den mathematischen Charakter der pythago-
rischen Genossenschaft zu kennzeichnen, deren Forschungs-
methode nach Cantor’s Meinung 9 ) gerade in der Erfindung des
Pentagrammes ihren prägnantesten Ausdruck findet.
Zu derselben Zeit vielleicht, wo griechischer Formensirm
eine geometrische Figur in’s Leben rief, welche zum Träger
supranaturalistischer Ilirngespinnste besonders gut sich eignete,
möglicherweise sogar noch weit früher, entstand die eigentliche
Symbolik der Sternfiguren, die denn auch gleich von Anfang an
einen entschieden fremdartigen orientalischen Stempel an sich
bekannte Wirthsliausschild) ein geometrisches Unding, wie diess zuerst
Kepler (s. oben) erkannte. In früherer Zeit jedoch hatte man den prin-
cipiellen Unterschied zwischen dieser Figur und dem Pentagramm übersehen.