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trägt *). Es ist sicher, dass sowohl Juden als Araber unter dem
Namen des Davidschildes eine geometrische Figur zum Gegen
stände religiöser Verehrung machten, welche eben unser Stcrn-
fünfeck oder aber das Sternsechseck ist; letzteres tritt uns denn
auch auf jüdischen Leichensteinen und Synagogendächern mehr
fach entgegen. Steinschneider ist freilich der Ansicht, dass
der eigentlich jüdischen Zeit vor Christus diese Figur nicht an
gehöre, sondern erst der arabischen Periode entstamme. Ihm zu
folge lässt sich die erste handschriftliche Erwähnung eines sol
chen geometrischen Symboles bei dem Karaiten Jehuda II a-
dossi (1148 n. Chr.) nachweisen, allein in der Legende reicht
dasselbe möglicherweise viel früher hinauf. Jedenfalls haben wir
es hier mit Ueberbleibseln aus ehrwürdigem Alterthum zu thun,
und wenn Schmidt 10 ) „den Schild David’s der Kabbalisten
der germanischen Mythologie entnommen“ sein lässt, so ist das
gewiss ein fast komischer Anachronismus. Uebrigens erscheint
dieser Schild hier und da auch als das Siegel seines Sohnes
Salomo.
Das arabische Vorkommen dieser Sternfiguren bezeugt
v, Ilammer-Purgstall, und es wird dadurch die gelegent
liche Bemerkung Curtze’s 1! ), dass die Araber Sternpolygone
betrachtet hätten, in ein neues Licht gestellt, v. Hammer be
schreibt ausführlich den fälschlich so genannten Diwan des Ali
und thut dabei zweier in demselben enthaltenen Gedichte Er
wähnung, welche die besten Talismane erklären. In einem die
ser Gedichte heisst es nun, dass, benebst gewissen arabischen
Buchstaben und anderen Symbolen, auch das Siegel Salomonis
in einem richtigen Talisman nicht fehlen dürfe, und 'dazu macht
v. Hammer 11 ) folgende Bemerkung; „Das Siegel Salomon’s;
ein aufrechtes und ein darüber gestürztes Dreieck ist die voll
kommenste Figur desselben, wiewohl Einige das pythagoräische
Fünfeck, Andere blos einen Ring dafür setzen.“ Sogar eine
botanische Anwendung findet das Salomonssiegel in dem Glossar
*) Wir verdanken die erste Hinweisung auf die im Folgenden zu er
örternden Fakta Herrn Dr. Eavoth in Berlin; die literarischen Nachweise,
welche liier verwerthet werden, verschaffte uns die nun schon mehrmals er
probte Gefälligkeit Herrn Moritz Steinschneider’s, dessen umfassende
Sachkunde uns einen wahren Ueberfluss von Material zur Disposition stellte.