Full text: Ziele und Resultate der neueren mathematisch-historischen Forschung

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des Sylvins zur Heilmittel- (eigentlich Gegengift-)Lehre des 
Arabers Mesva. 
Angesichts dieser Thatsachen verliert die grundsätzliche An 
wendung, welche das Sternpolygon in der christlichen Sekte der 
Gnostiker findet, alles Verwunderliche. Wir haben im Anschluss 
an die mustergültigen Arbeiten von B ellermann 12 ) an anderer 
Stelle 13 ) die eigenthümlichen Figuren besprochen, welche sich 
auf Münzen und Gemmen der frühchristlichen Zeit vorfinden und 
unter dem Namen der Abraxas-Signaturen ehedem ein archäo 
logisches Räthsel bildeten. Ko pp bildet in seiner Paläographie 
eine solche Münze ab 14 ), welche das Pentagramm in Verbindung 
mit dem Symbol der Ewigkeit, der sich selbst in den Schwanz 
heissenden Schlange, darstellt. Offenbar sind all’ diese Abraxas 
bilder im Grunde nur Abarten heidnisch-jüdischer Amulete, wie 
denn überhaupt gerade die Religionsphilosophie der gnostischen 
Schule besonders viele alt-orientalische Elemente in sich aufge 
nommen hatte. 
Das ganze Mittelalter hindurch erhält sich das Sternfünfeck 
in seinem undeutlichen Nimbus. Wann die eigenthümliche Idee 
aufkam, den Ursprung dieser Figuren in celtischen Religions 
formen zu suchen, lässt sich wohl nicht genau feststellen. Offen 
bar hatte zu dieser Verwechselung die Identität des deutschen 
terminus technicus mit dem officiellen Titel der gallischen Prie 
sterkaste (Druiden) Anlass gegeben, obwohl doch jenes erstere 
Wort seine germanische Abstammung gar nicht verleugnen zu 
können scheint: „Drudenfuss,“— schreibt Jacob Grimm 15 ) - 
eine aus zwei gleichseitigen, in einander verschränkten Drei 
ecken gebildete fünfeckige oder sechseckige Figur, die auch 
Drudenkreuz, Alpkreuz heisst.“ Im fünfzehnten und sechszehn 
ten Jahrhundert erhält sich das mysteriöse Ansehen der Stern 
figuren noch ungeschwächt; Agrippa v. Nettesheim bildet 
mehreremale in seinem berühmten Compendium der Magie 16 ) 
menschliche Figuren ab, welche Sternfünfecke in der Hand hal 
ten. Noch im darauffolgenden Jahrhundert zeichnet Alste- 
dius 17 ) ein Pentagramm, an dessen Eckpunkten die 5 Buch 
staben i, e, s, u, s sich befinden, und erläutert diese Zeichnung 
durch die Worte: „Pentagonum etiam ita scribitur, et ä super 
stitiosis notatur hoc nomine, jesus,“ Wer sich endlich ganz ge 
nau darüber unterrichten will, welcher Rapport zwischen den
	        
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