Full text: Ziele und Resultate der neueren mathematisch-historischen Forschung

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Jacobi, eines Clebsch auf Plücker wird Niemand das 
Prädikat geschichtlicher Musterleistungen streitig machen wollen. 
Allein in dem Stadium, in welchem Lagrange in den achtziger 
Jahren die Geschichte der Mechanik vorfand, konnte er von allen 
derartigen Hülfsmitteln noch keinen Yortheil ziehen, er musste 
sich und damit auch Anderen zuvörderst eine gedrängte Ueber- 
sicht all’ der Methoden verschaffen, welche man im Lauf der 
Jahrhunderte zur Lösung mechanischer Probleme angewandt hat. 
Und dieser Aufgabe ist er in einer Weise gerecht geworden, 
dass bis zum Erscheinen des klassischen Werkes von Dü bring 3 ) 
seiner Leistung keine ihr äquivalente auf diesem Gebiete zur 
Seite gestellt werden konnte. 
So rasch Lagrange über das Alterthum hinweggeht — 
reelle Fortschritte kann ja auch hier, wie Drobisch 4 ) treffend 
bemerkt, nur die eigentliche Glanzperiode philosophisch-mathe 
matischer Forschung (300—200 v. Chr.) aufweisen —, gleichwohl 
entgeht ihm kein irgendwie folgenreiches Moment, und selbst 
den auf kinematischen Ideen beruhenden Curven-Construktionen 
der Alten weiss er ihre Stelle im System anzuweisen 5 ), indem 
er auf ihre Beziehungen zu Eoberval’s Tangentenmethode und 
Galilei’s ballistischen Untersuchungen aufmerksam macht. Am 
schärfsten jedoch prägt sich das Talent des grossen Analytikers 
für pragmatische Geschichtsbetrachtung an jener Stelle aus, wo 
er das von .ihm zur Grundlage der ganzen Statik erhobene 
Princip der virtuellen Geschwindigkeiten bis in seine ersten verr 
borgensten Keime zurückverfolgt. Seine ebenso concise als wahre 
Darstellung der Entstehungsgeschichte dieses Gesetzes möge des 
halb hier eine Stelle finden 6 ) : „Pour peu qu’on examine les 
conditions de l’équilibre dans le levier et dans les autres machines, 
il est facile de reconnaître cette loi, que le poids et la puissance 
sont toujours en raison inverse des espaces que l’un et l’autre 
peuvent parcourir en même temps: cependant il ne paraît pas 
que les anciens en aient eu connaissance. Guido Ubaldi est 
peut-être le premier qui l’ait aperçue dans le levier et dans les 
poulies mobiles ou moufles. Galilée l’a reconnue ensuite dans 
les plans inclinés et dans les machines qui en dépendent, et il 
l’a regardée comme une propriété générale de l’équilibre des 
machines. Voyez son Traité de Mécanique et le scolie de la 
seconde proposition du troisième Dialogue, dans l’édition de
	        
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