Full text: Ziele und Resultate der neueren mathematisch-historischen Forschung

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die naturphilosophische Periode wahrhaft befruchtend gewirkt, 
wenn man sich zur Begründung auf die noch heute angeblich 
massgebenden Göthe’schen Ideen zur Pflanzenmorphologie 
beruft, so verweisen wir blos auf diverse Stellen der trefflichen 
„Geschichte der Botanik“ von Sachs; dort ist in unzweideutig 
ster Weise dargethan, wie viel resp. wie wenig Stichhaltiges an 
diesen Anschauungen ist. 
Für uns ist die Naturphilosophie abgethan; abgesehen von 
den eigentlich philosophischen Begründern dieser Richtung ist 
die Zeit naturphilosophischer Naturforscher — sit venia verbo — 
wie Steffens, Oken, Nees v. Esenbeck, unwiderbringlich 
dahin. Angesichts des nicht wegzuleugnenden Stillstandes aber, 
der durch jene Männer in der Fortentwickelung wahrer Natur- 
erkenntniss bewirkt wurde, kann der Geschichtschreiber nur mit 
hoher Achtung des muthigen Gilbert gedenken, der als der 
Erste der dominirenden Schule seine Philippika entgegenschleu 
derte; angesichts der hier beschriebenen Ereignisse wird man 
unser eingangs ausgesprochenes Gutachten, dass die Naturphilo 
sophie endgültig abgehaust habe, nicht zu schroff finden. 
1) W he well, Geschichte der induktiven Wissenschaften, deutsch von 
J. J. v. Littrow, 1. Theil, Stuttgart 1840. S. 46 ff. 
2) Dü bring, Kritische Geschichte der allgemeinen Principien der Me 
chanik, Berlin 1878. S. 7. 
3) Hankel, Ein Beitrag zur Beurtheilung der Naturwissenschaft des 
griechischen Alterthums, Deutsche Viertel) ahrsschrift, 1867. S. 120 ff. 
4) Ibid. S. 127. 
6) C. v. Littrow, lieber das Zurückbleiben der Alten in den Natur 
wissenschaften, Wien 1869. S. 15. 
6) Prantl, Geschichte der Ludwigs-Maximilians-Universität in Ingol 
stadt, München, Landshut, 2 Bände, München 1872. 
7) A. v. Humboldt, Kosmos, 2. Band, Stuttgart und Tübingen 1850. 
Abschnitt 4. 
8) Schneid, Die scholastische Lehre von Materie und Porm und ihre 
Harmonie mit den Thatsachen der Naturwissenschaft, Eichstädt 1873. S. 74. 
9) Kästner, Wie Körper leuchten, die kein eigenthümliches Licht 
haben, Hindenburg’s Archiv d. reinen u. angew. Mathem,, 5. Heft. S. 8 ff. 
10) J. v. Liehig, lieber Francis Bacon von Verulam und die Methode 
der Naturforschung, München 1863. S. 13. 
11) Ibid. S. 23. 
12) Ibid. S. 9.
	        
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