Full text: Ziele und Resultate der neueren mathematisch-historischen Forschung

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die Ueberzeugung besteht, dass an eine Lösung in dem ursprüng 
lich formulirten Sinne nicht gedacht werden könne. 
Ganz ähnlich verhält es sich mit dem ungleich jüngeren aber 
kaum weniger illustren Problem der allgemeinen Auflösung al 
gebraischer Gleichungen. Als durch die genialen Arbeiten eines 
Ferro, Tartaglia, Ferrari die entwickelte Lösung cubischer 
und biquadratischer Gleichungen erbracht war, zweifelte wohl 
Niemand, dass durch ähnliche Ausdrücke, höhere Irrationalitäten, 
auch der allgemeinste Fall zu erledigen sein müsse. Und doch 
war diese Hoffnung, wie uns Abel und Ruffini zeigten, uto 
pisch ; die gehegten Erwartungen durften und dürfen noch auf 
Befriedigung rechnen, aber nur, nachdem das Ziel, welches man 
anstrebte, entsprechend modificirt war. Für unsere moderne 
Auffassung sind diejenigen Lösungen, welche sich auf elliptische 
Funktionen, unendliche Determinanten etc. stützen, ebenso voll 
berechtigt, wie die Formel des Cardanus; für eine nur wenige 
Decennien hinter uns liegende Periode würden sie es nicht ge 
wesen sein. 
1) Bretschneider, Die Geometrie etc. S. 100 ff. 
2) Ibid. S. 128. 
3) Kästner, Gesch. d. Math., 1. Band. S. 282. 
4) Montucla, Histoire des recherches sur la quadrature du cercle 
nouv. édit., Paris 1831. 
5) De Morgan, A budget of paradoxes, London 1872. 
6) Kästner, 1. Band. S. 481. 
7) Günther, Zur Geschichte der deutschen Mathematik im fünfzehnten 
Jahrhundert, Zeitschr. f. Math. u. Phys. 20. Jahrg. Ilist.-litcr. Abth. S. 1 ff. 
8) Kästner, 1. Band. S. 502. 
9) Ibid. S. 509. 
10) Sch effler, Die Quadratur des Cirkels, Archiv d. Math. u. Phys. 44. 
ïheil, S. 84 ff. 
Note 13. 
Dass im Alterthum und Mittelalter die Idee eines perpe 
tuum mobile entstehen und mit einer gewissen Liebe gepflegt 
werden konnte, ist angesichts des bei jeder Gelegenheit an den 
Tag gelegten Mangels mechanischer und speziell dynamischer 
Anschauungen, wie er nun einmal für jene Zeiten charakteri 
stisch ist, wohl kaum zu verwundern. Männern, welche durch 
physikalische Kenntnisse ihren Zeitgenossen imponirten, schrieb 
In
	        
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