Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

Nr. 66. 
[Gerling an Gauß.] 
Kassel, den 27. Aug. 1815. 
Recht herzlichen Dank sage ich Ihnen, teuerster Herr Pro 
fessor, für das mir gemachte sehr angenehme Geschenk, welches 
ich mit Ihrem lieben Brief vom 15. Aug. durch die Güte Ihres Herrn 
Schwagers erhielt, den ich leider bei seinem eintägigen Aufenthalte 
nicht mehr das Vergnügen hatte, kennen zu lernen, da er gerade 
in den Stunden, die mir mein Schulgeschäft frei ließ, beschäftigt 
war, die Merkwürdigkeiten der Stadt und Gegend zu sehen, wie mir 
die Leute in seinem Wirtshaus sagten. — In Ihrer Abhandlung habe 
ich bis jetzt nur noch die ersten Seiten durchstudieren können, da 
ich gerade in den letzten Wochen ziemlich viel Unruhe hatte. 
Jedoch habe ich schon daraus recht viel Freude gehabt, auch bis 
jetzt keinen Anstoß gefunden. Sollte dies fernerhin der Fall sein, 
so werde ich so frei sein, Sie um Aufklärung zu bitten. 
Von Nicolai habe ich in der vorigen Woche einen Brief mit 
seinen Vestabeobachtungen gehabt; sie sind folgende: 
M. Z. 
AR 
Deel, austr. 
Juli 20 
13h 6' 34,2" 
314° 32' 37,2" 
22h 8' 21,5" 
)! 21 
13h V 46,8" 
314° 19' 42,6" 
22h 16' 13,9" 
„ 29 
12h 22' 58,8" 
312° 29' 13,5" 
23h 18' 47,9" 
Aug, 4 
11h 53' 38,9" 
SIP 2' 51,6" 
24h 2' 26,5" 
Die AR rühren von Lindenau, die Dekl. und sämtliche Reduktionen 
von Nicolai her. — Ich erwarte nun von Ihrer Güte noch die Königs 
berger Beobachtungen, um die Rechnung anzufangen. — 
An Klüber selbst habe ich nicht geschrieben, weil ich nachher 
bedachte, daß mein Brief bei der Empfehlung von 0. überflüssig 
und ohne dieselbe unnütz sein würde. — Dagegen habe ich an Gropp 
geschrieben und ihn gebeten, sich nach seinem Gutbefinden direkt 
oder indirekt zu erkundigen, wie es mit der Sache stünde und ob 
ich wohl mit einiger Hoffnung des Erfolgs mich darum bewerben 
dürfte. — Heute morgen erhielt ich zur Antwort, daß Cr[opp] 
Kl [über] selbst gesprochen und dieser ihm gesagt hätte: „Es seien 
bereits Unterhandlungen mit einem älteren Astronomen angeknüpft, 
und bevor deren Ausgang nicht gewiß sei, könne er nichts ver 
sprechen. Sonst aber hätte er schon an Nicolai, Wächter und mich 
gedacht und besonders sei ich ihm von einem unserer berühmtesten 
Astronomen sehr dringend und angelegentlich empfohlen; so daß 
er den Wunsch hegte, mich wenigstens als zweiten Astronomen an 
zustellen, wenn die Zeiten und Finanzen besser würden. Gewiß 
wolle er aber auf mich Rücksicht nehmen, wenn die angefangenen 
Unterhandlungen sich wieder zerschlagen sollten. 44 — Ich schließe 
daraus, daß Olbers noch einmal besonders an ihn geschrieben hat,
	        
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