Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

auch für die sorgfältige und verständnisvolle Herstellung der 
Figuren, zu Danke verpflichtet. Eine ganze Korrektur hat ferner 
gelesen mein verehrter Lehrer und Freund Prof. Dr. Ludwig 
Schlesinger in Gießen, dem ich für seine Unterstützung und viel 
fachen Anregungen herzlich verbunden bin. 
Über den Inhalt des Briefwechsels ist folgendes zu sagen: 
Von dem rein wissenschaftlichen Inhalt seien hier nur hervor 
gehoben die Mitteilungen zur Geschichte der Konstruktion des 
Siebzehnecks, Betrachtungen zur nichteuclidischen Geometrie, 
elementar-geometrische Fragen, Ausschaltung der Exhaustions- 
methode, geodätische Probleme mit Bezug auf die kurhessische 
Triangulierung, die Gerling durchgeführt hatte. Hier ist Gauß 
fast allein, doch nicht ausschließlich, der Gebende gewesen. 
Daneben findet sich eine Unmenge historisch und kulturhistorisch 
wertvoller Angaben, und vor allem gewähren uns die Briefe einen 
tiefen Einblick in die menschlichen Verhältnisse der Brief- 
schreiber. Und hier ist es vielfach Gerling, an den sich Gauß mit 
der Bitte um Rat und Unterstützung wendet. Man sieht das all 
mähliche Wachsen und Erstarken der innigen Freundschaft, die 
beide Männer bis zum Tode verband. 
Wie Gauß Gerling beurteilte, geht wohl am besten aus einem 
Briefe an Olbers (24. Dezember 1830) hervor, in dem es sich um 
die Besetzung der Göttinger Physikprofessur handelte, auf die Wil 
helm Weber berufen wurde. Gauß schreibt darin: „WelcheAnsichten 
man in Hannover in Rücksicht auf die pünktliche Wiederbesetzung 
der Stelle hat, ist mir noch unbekannt, jedenfalls muß jeder, der 
es mit Göttingen gut meint, wünschen, daß nicht ein seichter Viel 
schreiber, sondern ein gründlicher Gelehrter gerufen werde. Mir 
scheint, daß den verschiedenartigen Forderungen, die an den Nach 
folger zu machen sein werden, nicht leicht jemand vollständiger 
genügen möchte, als unser Gerling in Marburg. Er ist ein gründ 
licher Mathematiker, ein gründlicher Physiker, ein sehr geschickter 
Experimentator, ein ganz vortrefflicher Dozent. Es fehlt ihm nicht 
an eigenen Ideen, aber es fehlt ihm eine Lage, wo er mehr freie 
Zeit zu eigenen Arbeiten hat, wie in Marburg, wo er der Professur 
der Mathematik und Physik zugleich vorstehen muß. In Göttingen 
würde er gewiß Arbeiten liefern, die den Commentationen der 
Sozietät nicht zur Unehre gereichen würden. Endlich qualifiziert 
er sich sehr gut zur Führung des Prorektorats, wovon die meisten 
jetzigen Mitglieder der philosophischen Fakultät Dispensation 
haben. Mir persönlich könnte kaum etwas erfreulicher sein, als 
das Zusammenleben mit einem mir so lieben Freunde, und ich 
würde dann nicht mehr daran denken, meine Tage anderswo als in 
Göttingen zu beschließen.“ 
Zu dem rein wissenschaftlichen Inhalt der Briefe möge noch 
eine Bemerkung gestattet sein: Dem Gerling-Briefe Nr. 112 liegt
	        
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