Full text: Briefwechsel zwischen Carl Friedrich Gauss und Christian Ludwig Gerling

— 206 
geht, um so lange (als angehender Mechanikus) zu reisen und sich 
in seiner Kunst zu vervollkommnen. 
Er hat sich bei Breithaupt in Kassel engagiert, mit dem Mai 
in dessen Werkstatt einzutreten, ist aber willens, vorher noch ein 
paar Tage in Göttingen zuzubringen, um sich mit den dortigen in 
sein Fach einschlagenden Kunstschätzen bekanntzumachen. Da 
er nun mich bittet, ihm womöglich behülflich zu sein, daß er auch 
den Instrumenten Vorrat der Sternwarte besehen könne (welcher 
ihm um so interessanter ist, als er bis jetzt vorzüglich nur in physi 
kalischen Instrumenten gearbeitet hat und ihm diese Art von Werk 
zeugen noch ganz neu ist), so ergeht meine freundlichste Bitte an 
Sie und resp. Hrn. Prof. Harding, ihm die Besichtigung derselben zu 
erlauben und zu erleichtern. Teupel wird ja wohl aus alter Be 
kanntschaft gegen mich die Gefälligkeit haben, ihn herumzuführen 
und ihn auf die Hauptsachen aufmerksam zu machen; denn es wäre 
imbescheiden, wenn ich Sie selbst oder Prof. Harding damit be 
schweren wollte. 
Der S. ist freilich kein Genie, wie Sie ihm bald anmerken 
werden, aber ein treuer, fleißiger Mensch und zum Teil schon jetzt 
ein recht guter Arbeiter, und es liegt mir viel daran, daß er wäh 
rend seines Urlaubs und Reisezeit jede Gelegenheit benutze, um 
seine Kenntnisse und Geschicklichkeiten zu erweitern; auf welchen 
Wunsch sich denn auch meine obige Bitte gründet. 
Mir ist es in der Zwischenzeit, daß ich zuletzt schrieb, im 
ganzen leidlich gegangen, obwohl ich in der letzten Hälfte des 
Winters mit mancherlei Unpäßlichkeit zu kämpfen hatte und auch 
noch fortwährend mir viel und starke Bewegung machen muß, um 
gesund zu bleiben. Doch S. wird Ihnen am besten sagen, wie es 
hei uns steht. 
Ich schließe mit den herzlichsten Grüßen an die lieben Ihrigen 
in der Hoffnung, bald einmal gute Nachrichten von Ihnen zu er 
halten; denn selbst nach Göttingen zu kommen, dazu habe ich, so 
sehr ich es wünschte, bis jetzt wenig Aussicht. Erhalten Sie mir 
Ihr Andenken. 
Ganz der Ihrige 
Tn großer Eile. Gerling. 
Nr, 120, [Gauß an Gerling.] 
Göttingen, 31. Mai 1821. 
Mancherlei Vorbereitungen zu meiner Gradmessung haben 
mich abgehalten, Ihren letzten Brief, teuerster Freund, eher als 
jetzt zu beantworten. Ich bin jetzt so weit, daß ein mögliches 
Dreiecksnetz bis Hannover und Braunschweig ausgemittelt ist, 
welches umstehend die schwarzen Linien zeigen. Zum Anschluß 
von Göttingen wird noch ein Punkt nötig sein, den vielleicht der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.